Andacht zur Offenen Marktkirche am 20. Mai

Wed, 20 May 2020 10:31:20 +0000 von Martin Giering

Offene Marktkirche am 20. Mai 2020
 
Hier finden Sie die Andacht zur offenen Marktkirche am 20. Mai 2020.
Liebe Gemeinde,
es gibt Situationen, in denen Menschen auf ein Stichwort angewiesen sind, z. B. beim Theaterspielen. Der Souffleur flüstert dem Schauspieler ein Stichwort zu und schon weiß der, wie es im Text weitergeht. Das Stichwort hilft dem Schauspieler, dass er nicht stecken bleibt. 
Oder in einem Gespräch: Ein Teilnehmer wollte schon längere Zeit etwas sagen. In dem Augenblick aber, in dem er zu Worte kommt, weiß er plötzlich nicht mehr, was er sagen wollte. Ein Stichwort kann ihm wieder auf die Sprünge helfen und den Zusammenhang wieder herstellen. 
 
Was für das Theaterspielen und für Gespräche gilt, gilt auch für unser Leben. Wir brauchen immer wieder ein Stichwort, das uns auf die Sprünge hilft.
Wie könnte so ein Stichwort lauten?
Es gibt sicherlich keines, das für alle in gleicher Weise in Frage kommt und aktuell ist. Dafür ist unser Leben zu verschieden. Jeder muss sich sein Stichwort suchen. 
Eine Hilfe können die Sprüche aus der Bibel sein, die man bei der Taufe, der Konfirmation oder der Trauung zugesprochen bekommt.
 
Ob der Taufspruch zu meinem Leben passt, ist wohl meist reiner Zufall. Doch z.B. den Konfirmationsspruch dürfen sich die Konfirmanden selber aussuchen.
Für Eheleute ist vielleicht ein Trauspruch wie z.B.: „Einer trage des anderen Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen“ oder einfach das „Ja“ Wort, das sie sich gegeben
haben, eine Hilfe in Stunden der Unsicherheit. So ein Stichwort ermutigt immer neu „Ja“ zu sich selber und zum Partner zu sagen. Der einmal gewollte Weg wird mit dem Wort wieder in Erinnerung gerufen. 
 
So ein Spruch aus der Bibel ob zur Taufe, Konfirmation oder Trauung, hilft auch in den Zeiten, in denen man vor lauter Geschäftigkeit Gott aus den Augen verliert. So ein Stichwort erinnert uns daran, unser Leben und seine Probleme auch einmal aus der Perspektive Gottes zu betrachten und so neu zu bewerten. 
 
Übrigens hatte schon der Apostel Paulus ein Lebensmotto, das er auf Christus zurückführte. „Lass dir an meiner Gnade genügen!“ Dieses Stichwort half Paulus immer dann, wenn er in Schwierigkeiten und Gefahren geriet: Wenn er an seiner eigenen Schwäche litt, wenn Misserfolge und Vergeblichkeit seine Arbeit begleiteten, wenn er verfolgt und misshandelt wurde. „Lass dir an meiner Gnade genügen!“ Dieses Wort Christi gab ihm Orientierung, wenn ihm das Ziel seiner Wege nicht mehr klar vor Augen stand. 
 
Stichworte, die wir für unser Leben suchen, sollten keine Schlagworte sein. Schlagworte und Parolen schalten oft das Denken aus. Stichworte dagegen wollen das Denken einschalten. Sie wollen aufmerksam machen auf das, worauf es jetzt ankommt. Sie verweisen auf etwas, das unser Leben tiefer und erfüllter macht. 
 
Stichworte sind gerade für Menschen, die bewusster Leben möchten und doch die Erfahrung machen, dass entweder ihre Zeit oder ihre Kraft nicht reicht, um längere Zeit in der Bibel zu lesen oder gar Meditationskurse zu besuchen. 
Ein Stichwort reicht, um mitten im Alltag wieder den Kontakt „nach oben“ zu bekommen. 
Dann erinnern wir uns: Auch mein Alltag geschieht im Angesichte Gottes. All die vielen kleinen Dinge und die Menschen neben mir sind von Gott bedacht.
 
Es wird immer wieder Zeiten geben, an denen wir nicht an unser Stichwort denken. Aber wenn es uns nur hin und wieder einfällt, dann werden wir ruhiger. Und es verändert uns mit der Zeit. 
 
Vom Wort Gottes heißt es im Jakobusbrief: „Gottes Wort ist eingepflanzt in uns, und es hat die Macht, uns zu retten!“
Dieser kleine Impuls, hin und wieder im Laufe einer Woche, eines Monats, eines Jahres, eines Lebens wiederholt, kann einen Menschen weiterbringen. 
Vielleicht sogar besser als ein einmaliger großer Sprung. 
So kann Gottes Wort Kraft und Leben in unserem Alltag entfalten. 
 
Wie steht es mit Ihnen?
Kennen Sie noch ihren Konfirmationsspruch? Oder Ihren Trauspruch?
Wenn nicht, schauen Sie gleich zu Hause einmal nach!
Prüfen Sie doch einmal, ob er nicht zum Lebensmotto - zum Stichwort für ihr Leben taugt! 
Wenn nicht. – Halb so schlimm, suchen Sie sich einen neuen passenden Spruch aus der Bibel aus, der Sie begleitet.
Oder Sie ziehen sich ein Bibelwort aus dem Taufbecken.
 
Ich wünsche Ihnen viele interessante Entdeckungen mit ihrem Spruch. Amen.
 
Worte nach Psalm 18: 
Unwahrscheinlich lieb habe ich dich, mein Gott, 
ich spüre, wie du mir den Rücken stark machst.
Ich spüre, wie ich mich auf dich verlassen kann;
Ich spüre, wie du mich beschützt
Und ich spüre, wie ich immer neu durchatmen kann,
wenn ich mit dir geredet habe, Gott.
Gott, du bist mein Kompass, der mir die Richtung zeigt; du bist mein Vater, dem ich mich anvertraue. 
Du bist mein Turm, zu dem ich hinaufblicke,
meine Arche, die mir Geborgenheit bietet. 
Manchmal denke ich: Vor mir liegt ein tiefer Abgrund. Das macht mir Angst. 
Dann aber merke ich, wie du mich vom Abgrund wegziehst. Wie du mich in die Weite führst. 
Du gibst mir neuen Mut und stellst mich wieder auf die Füße; Ich halte stand, wenn es schwierig wird.
Ich habe ja dich, du stehst dicht hinter mir. 
Du bist mein Fundament. Amen.
 
Vater Unser
 
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