Minipredigten zu Christi Himmelfahrt

Thu, 21 May 2020 06:50:27 +0000 von Martin Giering

Offene Münsterkirche zu Himmelfahrt 2020
 
An Christi Himmelfahrt wurden zwei Minipredigten in der Münsterkirche gehalten. 
Sie finden den Text hier:
Andacht 1

Liebe Gemeinde, Auch in Coronazeiten gilt: Kirche ist da – nur anders. 
So haben wir in den letzten Wochen immer wieder betont. 
Heute erfahren wir: Auch nach Himmelfahrt gilt: 
Jesus ist da – nur anders. 

Gebet: Gott. Hier sind wir. 
In Deinem Haus. Du hast uns gerufen. 
Wir sind Deine Gäste. Danke Dir. Gott. 
Hier sind wir. In unseren Körpern. 
In ihnen wohnt die Liebe zum Leben. 
In ihnen wohnen Angst und Sorge und manchmal auch eine Krankheit. In ihnen wohnt der Atem, 
den Du uns eingehaucht hast. Gott. 
Hier sind wir. Und wenden uns Dir zu. 
Voll Vertrauen, dass Du da bist. Hier sind wir. 
Und wenden uns einander zu. 
Im Glauben, der uns verbindet mit Dir und miteinander. 
Sei mitten unter uns und berühre uns. Amen

Apostelgeschichte, 1. Kapitel:
Jesus ging mit seinen Jüngern auf den Ölberg und sprach:
Es gebührt euch nicht, Zeit oder Stunde zu wissen, die der Vater in seiner Macht bestimmt hat; aber ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird, und werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an das Ende der Erde. Und als Jesus das gesagt hatte, wurde er vor ihren Augen emporgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf, weg vor ihren Augen. Und als sie ihm nachsahen, wie er gen Himmel fuhr, siehe, da standen bei ihnen zwei Männer in weißen Gewändern. Die sagten: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und seht gen Himmel? 
Dieser Jesus, der von euch weg gen Himmel aufgenommen wurde, 
wird so wiederkommen, wie ihr ihn habt gen Himmel fahren sehen. 
Da kehrten die Jünger nach Jerusalem zurück.

Ansprache:  Liebe Gemeinde!
Unsere Söhne sind nun ausgezogen. Sie werden erwachsen. Wir üben uns im Loslassen. Sie stehen nun auf eigenen Beinen. Wir stehen nicht mehr neben ihnen. Äußerlich sind wir nun getrennt. Aber da ist eine innere Verbindung.
Wir vertrauen ihnen. Und wir vertrauen darauf, dass sie das, was sie von uns gelernt haben, auch weiterhin prägen wird.
Ich bin sicher: So einiges von dem, was uns Eltern wichtig ist, wird auch ihnen wichtig bleiben.

Mit der Himmelfahrt Jesu wurden er und seine Jünger äußerlich getrennt. Aber wie bei der Trennung der Eltern von ihren heranwachsenden Kindern, bleibt da etwas Verbindendes. 
Jesu Vertrauen in seine Jünger wurde nicht erschüttert, obwohl sie ihn so oft nicht verstanden haben, ihn verleugnet und sogar verraten haben. 
Und dieses Vertrauen ist es, was bleibt. Ja, was sogar wächst.

Die frohe Botschaft heute am Himmelfahrtstag lautet: 
Jesus glaubt an uns. Er vertraut uns. Er überträgt uns Verantwortung und lässt uns im Glauben erwachsen werden. 
Und das, obwohl er um unsere Schwächen und Fehler weiß. 
Jesus lässt los. Er sagt: „Ich kann nicht bei euch bleiben. – Aber Ihr seid nicht allein.“ 
Was außen entschwindet, wird innen ergänzt.
„Ihr werdet die Kraft des Hl. Geistes empfangen.“ verspricht Jesus.
Das heißt: Dass, was Jesus wichtig war – soll auch uns wichtig sein.
Indem wir in seinem Sinne, in seinem Geiste leben,
ist er mitten unter uns. Er ist da – nur anders.

Wie Kinder, die an einem anderen Ort leben, ihre Eltern anrufen und um Rat fragen können, können wir ihn jederzeit im Gebet anrufen.
Eltern wissen: Kaum stehen die Kinder auf eigenen Beinen, da werden sie ganz bestimmt Dummheiten und Fehler begehen. 
Aber Eltern sind jederzeit bereit, verzeihend, helfend oder auch tröstend zur Hilfe zu kommen. Ja, sie freuen sich über das Vertrauen, 
wenn die Kinder in der Not zu ihnen kommen.
Und ich bin sicher, das geht Jesus genauso. 
Mit dem Vertrauen, das Jesus in uns setzt, im Rücken;
mit dem Kompass der Liebe im Herzen 
und in dem Wissen, dass er uns vergeben und helfen wird, 
wird unser Leben gelingen. 

„Was steht ihr da und seht gen Himmel?“
Mit dem Himmel im Herzen, gilt es nun, die Welt wieder in den Blick zu nehmen. 
Jesus vertraut uns. Ja mehr noch: Er hat uns seinen Auftrag anvertraut. 
Wir führen weiter, was er begonnen hat. 
Jesus traut uns – trotz unserer Schwächen – zu, Aufgaben für ihn zu erledigen. Es ist in seinem Sinne, in seinem Geiste, unsere Fähigkeiten für seine Sache einzusetzen. 
Geht nach Galiläa! Also geht an eure Arbeit. In euren Alltag. 
Dort werdet ihr Jesus begegnen. – Vielleicht nicht so wie erwartet, sondern erstaunlich anders. Amen.



Andacht 2

Johannesevangelium, 17. Kapitel: 
Vater, ich bitte dich, dass, wo ich bin, auch die bei mir seien, die du mir gegeben hast, damit sie meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hast. Wie du Vater in mir bist und ich in dir so sollen auch sie in uns sein, auf dass sie eins seien, wie wir eins sind. 

Ansprache: 
Liebe Gemeinde!
Jesus ist uns vorausgegangen in den Himmel.
Aber wie ist es dort – im Himmel?
Mich hat der Film „Wie im Himmel“ berührt. 
Er versucht eine Antwort auf diese Frage.
Ein berühmter Musiker kommt in einen kleinen Ort. Dort gibt es einen Chor, der mehr schlecht als recht, seine Lieder singt.
Und nun zeigt sich die Kunst des Chorleiters: 
Er spürt die Dissonanzen in der Gruppe. 
Und er geht jedem Ton, jedem Mitglied seines Chores nach. 
Die Töne können nicht frei klingen, weil jedes Chormitglied etwas Schweres mit sich herumträgt. Mit der Zeit gelingt es dem Chorleiter immer mehr Belastendes aufzudecken und aus dem Weg zu räumen.


Und so wird der Klang immer voller und schöner. 
Bis er am Ende klingt: „wie im Himmel“.
Einfach himmlisch.

Jesus betet: 
Auf dass sie alle eins seien…

Die Einheit und Harmonie besteht nicht darin, dass alle genau denselben Ton singen. Ja, in diesem Chor bekommt niemand seinen Ton und seinen Klang vorgeschrieben. 
Es gibt keine Noten. 
Jeder soll seinen ganz persönlichen Ton finden und diesen zum Klingen – ja zum Strahlen - bringen. 
Einheit in der Verschiedenheit. 
Vollkommenheit in der Einzigartigkeit der Einzelnen. Nur wenn jeder ganz bei sich und mit sich im Reinen ist, ist die Einheit da. 
Erst dann ist der Klang vollkommen.

Jesus betet: 
Auf dass sie alle eins seien…

Das ist kein Einheitsbrei. Keine Gleichmacherei. 
Jesus geht vielmehr jedem von uns nach. 
Er zeigt Wege, die uns von dem frei machen, 
was uns bedrückt,
was uns am Schwingen hindert. 
Jesus selbst war ganz bei sich, hat getan, was er als im Sinne Gottes erkannt hat.
Er ist nun bei Gott und hilft uns, den Weg zu Gott zu finden.
Jesus spricht: Den Weg wisst ihr. Denn ich bin der Weg, der in Wahrheit zum ewigen Leben führt. 

Lassen wir uns also auf den Klang des Lebens ein.
Wenn es uns gelingt, so zu Leben wie Gott es für uns vorgesehen hat, 
dann bricht der Himmel an.  Amen.

Gebet, Vater Unser

Segen: Der Herr segne dich und behüte dich. 
Er lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. 
Er erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden. Amen. 
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