Andacht zur Offenen Marktkirche am 27. Mai 2020

Wed, 27 May 2020 07:18:31 +0000 von Martin Giering

Offene Marktkirche am Mittwoch

Hier finden Sie die Andacht vom 27. Mai 2020
Liebe Gemeinde,  
„Sei kreativ!“
Das ist eine der Forderungen, die das Leben an uns stellt. 
„Sei kreativ!“
Das ist leicht gefordert. 
Aber die Forderung hilft uns nicht. Im Gegenteil!
Die Aufforderung: „Sei spontan!“ verhindert jede Spontanität. 
Und Kreativität auf Befehl geht gar nicht. 
Das erzeugt nur innere Blockaden. 

Was also hat es mit der Kreativität auf sich?
Kreativ: das heißt schöpferisch. 
Das heißt, wir haben ein Vorbild. 
Jemand, bei dem wir uns abschauen können, was kreativ sein bedeuten könnte. 
Nicht umsonst geben wir Gott den Ehrentitel Kreator: 
Schöpfer Himmels und der Erde. 
Und Gott hat sich wirklich als ausgesprochen kreativ erwiesen: 
Er hat z.B. viel mehr unterschiedliche Tiere geschaffen, als notwendig wären. 
Schnelle, wie der Gepard und langsame wir die Schnecke. Dick und grau wie ein Nilpferd oder schlank und rosa wie ein Flamingo. Einige mit Fangarmen, wie ein Tintenfisch andere mit Stoßzähnen wie ein Walross. 
Es scheint so, als hätte Gott einen riesen Spaß dabei gehabt, sich immer wieder neue Tiere auszudenken. 
Fische, die fliegen können und Vögel, die es nicht können. Affen mit blauem Hinterteil und den klapperdürren Fetzenfisch. 
Der Giraffe machte er einen Hals fast bis zum Himmel und bei der Schlange hat er die Beine vergessen. Und was, um alles in der Welt, hat er sich gedacht, als er sich das Schnabeltier erdachte?

Und was tun wir, wenn wir uns nicht kreativ genug fühlen?
Genau: wir engagieren einen Motivationstrainer. 
Und so einen möchte ich Ihnen heute vorstellen. 
Jim Collins hält sich durchs Klettern fit. 
Keine Fassade, keine Felswand ist vor ihm sicher. 
In jeder freien Minute erprobt er seine Kletterkünste. 
Er erklärt: Mit dem Klettern trainiere ich nicht nur den Körper, sondern besonders den Geist. 
Klettern gehört zu den kreativsten Dingen, 
die ich je getan habe. 
Es ist ein ununterbrochener Problemlösungsprozess. 
Du starrst die Felswand an und sagst dir: „Wahrscheinlich gibt es eine Route. 
Aber du musst sie beim Klettern erst erfinden. 
Collins ist überzeugt, dass das Klettern auch die Kreativität in anderen Lebensbereichen schult. 

Ich bin sicher: Jesus hätte seine helle Freude an diesem Kletterkünstler. Denn er wünscht sich kreative und einfallsreiche Freunde. 
Leute, die geistig beweglich und bereit sind auch unkonventionelle Wege zu gehen. 

Die Bibel erzählt von vier Menschen, die ihren gelähmten Freund zu Jesus bringen wollen. 
Jesus ist in einem Haus. 
Doch der Weg hinein ist versperrt. 
Nun hätten sie enttäuscht und unverrichteter Dinge wieder gehen können. Doch sie haben eine kreative Idee: Sie steigen Jesus aufs Dach. 
Sie öffnen das Lehmdach und lassen den gelähmten Freund direkt vor Jesus hinunter. 
Da muss man erst einmal darauf kommen. 
Jesus lobt die Freunde: Er sieht ihren Glauben, 
der sie antreibt, der ihren Ideen Flügel verleiht. 

Oder denken Sie an die Geschichte von der Samariterin, die Jesus um Hilfe für ihre Tochter bittet. 
Jesus sagt: „Ich bin nur zu den Kindern Israels gesandt worden. 
Es ist nicht Recht, dass man ihnen das Brot wegnimmt und es den Hunden gibt.“ 
Eine unverschämte und harte Zurückweisung. 
Doch die Frau wird kreativ. Sie akzeptiert das Bild, das Jesus da malt und deutet es zu ihren Gunsten um. Da muss man erst einmal darauf kommen: 
Sie sagt: „Aber die Hunde bekommen doch auch die Brosamen, die vom Tisch herabfallen.“ 
Die Antwort gefällt Jesus. 
Er lobt die Frau dafür und hilft ihrer Tochter. 

Und auch Jesus selbst ist ausgesprochen kreativ: 
Die Frommen fragen ihn: „Warum gibst du dich mit dem Gesinde von Zöllnern und Sündern ab?“
Darauf antwortet Jesus: „Aber die Kranken brauchen doch den Arzt, nicht die Gesunden!“

Ja, in seinen Antworten an die Pharisäer und Schriftgelehrten erweist sich Jesus als ein origineller Denker. 
„Soll man dem Kaiser, der sich als Gott aufführt, Steuern zahlen?“
Darauf Jesus: „Wer ist auf der Münze zu sehen? Der Kaiser. So gebt dem Kaiser was dem Kaiser zusteht und vergesst nicht Gott zu geben, was Gott zusteht!“

Ja, wie können wir unser Leben im Sinne Gottes leben? Ich denke, Gott hat uns das Talent der Kreativität geschenkt. 
Sie ist keine Forderung an uns – sie ist ein Geschenk von Gott für uns. Wir können sie vergraben oder immer wieder einmal einsetzen. 

Wir können wie der Bergsteiger, die Wege, die vor uns liegen durchspielen. Überlegen, ob es nicht noch eine ganz andere Route geben könnte. 
Einmal quer zu den Erwartungen der Anderen denken.
Wir sind nicht darauf festgelegt immer nur das zu machen, was „man“ immer schon gemacht hat. 

Gerade jetzt in den Zeiten der Corona-Gefahr ist die Kreativität eine wunderbare Gabe Gottes. 
Die Aufgabe, die sich uns stellt, lautet: Wie können wir das Zusammenleben mit anderen nun gestalten?
Es gibt so viele Gelegenheiten, zu trösten, Mut zu machen, Vertrauen aufzubauen und Frieden zu stiften auch unter den gegenwärtigen Bedingungen.

Lasst uns unsere Kreativität nutzen zum Wohle anderer Menschen. 
Nicht nur um uns selber kreisen. 
Gott ist der Schöpfer. Von ihm kommt alle Kreativität. 
Er hat sie uns anvertraut. Als seine guten Talente. 
Lasst sie uns zu seiner Ehre einsetzen. Amen.

Orgel

Gebet: Lasst uns beten: 
Schöpferischer Gott, du hast uns geschaffen.
Und du hast etwas von deiner Kreativität in uns hineingelegt. Wir bitten dich: Lass uns diese Gabe entdecken und pflegen. 
Gib uns immer wieder die Möglichkeit schöpferisch an unserem Leben und in unserer Umwelt mitzuwirken.
Gib uns den Mut und die Kraft für andere erfrischend und überraschend zu sein. Wege zu finden, die aus der Sackgasse führen. 
Und überrasche auch du uns mit deiner Gegenwart.   Amen. 

Vater Unser
Segen: Der Herr segne dich…
Orgel
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