Zu unsern Zeiten: EINsichten + Aussichten: Über Helden

Thu, 12 Nov 2020 08:31:35 +0000 von Wiebke Köhler

Über Helden
 
Beim Blättern in einigen Bücherprospekten fiel mir auf, dass es im Moment Neuerscheinungen gibt, die sich um das Thema Helden/Heldentum drehen. Der britische Literat Stephen Fry schreibt amüsant über die Heroen der griechischen Mythologie und vergisst auch nicht, dass „hinter jedem Held eine Heldin“ steht. Natürlich ist im Zeitalter der Geschlechtergerechtigkeit auch eine Veröffentlichung über Heldinnen zu haben. Über Circe, die Magierin, die Odysseus bezirzt und seine Kameraden vorübergehend in Schweine verwandelt, hat die britische Autorin Madeline Miller einen sehr lesbaren, spannenden Roman geschrieben.
Und dann gibt es ja noch uns: die Heldinnen und Helden des Alltags. Held sein ist wieder notwendig und ohne Heldin zu werden, kommt man durch keinen Supermarkt. Denn ich zum Beispiel, verschlucke mich an einer Fluse in der Maske und bekomme einen Hustenanfall und muss währenddessen noch beteuern, dass ich kein Corona habe. Danach bin ich schweißgebadet und sehe nichts mehr durch meine Brille, usw. 
Alltagshelden gibt es auch in der Bibel. Besonders Jesus hat sie geschätzt. In seinen Gleichnissen und Bildern sind sie präsent. Und zwar so selbstverständlich, dass man ihnen das Heldenhafte gar nicht anmerkt. Nehmen wir die Frau, die ihre verlorene Drachme sucht und das ganze Haus auf den Kopf stellt, die Münze schließlich findet und dann noch mit ihren Nachbarinnen ein kleines Freudenfest feiert. Die kleine Truppe Hausfrauen wird von Jesus mit den Engeln verglichen, die sich über einen Sünder freuen, der wieder auf den richtigen Weg findet. 
Genauso vergleicht er die kommende Freude der Jüngerinnen und Jünger über seine Auferstehung mit der Geburt eines Kindes, die Frauen viel abverlangt, Schmerz und Angst, aber alles vergeht, wenn das Kind geboren ist und in ihren Armen liegt. Noch mehr Heldinnen und Antiheldinnen kommen im Gleichnis der klugen und törichten Jungfrauen vor. Klug ist und bleibt, wer Vorsorge treibt und so dem Bräutigam heimleuchten kann. Antiheldinnen sind in diesem Gleichnis diejenigen, die zu schusselig waren um genug Lampenöl dabei zu haben. Das könnte mir allerdings auch passieren. Manchmal vergesse ich meine Maske und muss noch einmal zurück. Zum Glück sind im Alltag der Antiheldin die Konsequenzen nicht so schwerwiegend. 
Ich hoffe, unser im Moment notwendiges Alltagsheldentum zahlt sich für uns alle aus. Wir wollen dadurch ja einander schützen und den Virus in Schach halten. Für Jesus war es übrigens egal ob jemand Held oder Antiheldin, Sünder oder Pharisäerin war, in seiner Nähe und durch seine Überzeugungskraft öffnete sich der Himmel. Und das ist auch heute noch so.
 
Ihre Wiebke Köhler

Die verlorene Drachme: Domenico Fetti, Gemäldegalerie Dresden

Quelle: Gemeinfrei Wikipedia
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