Andacht zum Sonntag Miserikordias Domini - 26. April 2020

Sun, 26 Apr 2020 07:28:33 +0000 von Daniel Konnerth

Andacht zum Sonntag Misericordias Domini -26. April 2020 - mit Pastorin Mingo Albrecht, Kantorin Ulrike Hastedt, Stefan Heitefuß und Valentina Karst(Technik) 

Glockengeläut der Münsterkirche St. Alexandri Einbeck

Begrüßung

Herzlich willkommen, liebe Einbecker Gemeindemitglieder und alle, die sich Zeit für diese Andacht nehmen.  Die Glocken der Münsterkirche Einbeck haben Sie begrüßt, nun sehen Sie mich, Pastorin Mingo Albrecht, mitten in der schönen Frühlingslandschaft Südniedersachsens. Das hat seinen Grund im kirchlichen Kalender. Der heutige Sonntag wird Hirtensonntag genannt. Im Bild des Hirten wird auf Gottes barmherzige Zuwendung hingewiesen, ein häufiges Motiv in der Bibel. Der Psalm 23 ist einer der bekanntesten Bibeltexte: Gott ist mein Hirte. Mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf grüner Aue und führt mich zu frischem Wasser. Ich stehe hier auf einer grünen Wiese, um mich herum Schafe, das jüngste ein 2 Monate altes Lamm.  Eine friedliche grasende Herde inmitten einer Natur, die nährt, Lämmer, die herumspringen, frei und behütet zugleich - das sind Bilder, die die unbeschwerten Seiten des Lebens in mir schwingen lassen, Vertrauen in meiner Seele wachrufen, ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Aber es ist kein verklärtes Idyll, denn wir wissen um die Klimaveränderungen. Im Moment ist es viel zu trocken. Wir wissen um die Krisen, die uns gerade schütteln. Aber es ist ein Hoffnungsbild. Inmitten der Bedrohungen des Lebens grüne Auen und neues Leben, Gottes Barmherzigkeit und Fürsorge durchwirken unsere Welt und weist in die Zukunft. Darauf vertraue ich und grüße Sie im Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes. 

Lied 239,  ESG-Liederbuch „Durch Hohes und Tiefes“, Text (nach Ps 23) und Musik: Marieluise Geiger und Irmgard Kindt-Siegwalt 

1.Der Herr ist mein Hirte, Halleluja, es wird mir nichts fehlen, Halleluja.

2.Er führt mich zur Weide, Halleluja, zum quellfrischen Wasser, Halleluja.

3.Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürcht‘ ich doch kein Unglück, Halleluja

4.Denn du bist stets bei mir, Halleluja, dein Stab stützt und tröstet mich, Halleluja.

Kurzinterview

Mingo Albrecht: Darf ich vorstellen: Das ist Hermine, das jüngste Schaf der Herde, mit Valentina und Stefan.  Ich würde euch gerne ein paar Fragen zu euren Schafen und eurer Hirtentätigkeit stellen. Ihr kümmert euch um diese Schafe. Was bedeutet das eigentlich? 

Stefan Heitefuß: Man muss die Zeit und die Lust haben, jeden Tag nach den Schafen zu sehen. Wir haben sie hier ja eingezäunt:  Man muss also gucken, dass der Zaun intakt ist und sie nicht ausbüxen. Das machen sie gerne, wenn sie das frische Gras um sie herum sehen. Man muss gucken, dass sie noch genug Futter haben, dass sie Wasser haben, dass sie gesund sind und sich nicht verletzt haben. Man muss sich mit ihnen beschäftigen, um auch ihr Vertrauen zu bekommen. Ansonsten gehen sie einem aus dem Weg. 

Mingo Albrecht: Die Schafe sind auf einer eingezäunten Weide. Müsst ihr trotzdem jeden Tag nach ihnen schauen? 

Stefan Heitefuß: Ja, man muss jeden Tag gucken, dass es ihnen gut geht, dass sie genug Futter haben. 

Mingo Albrecht: Wie ist es im Winter? Sind sie dann auch auf der Weide? 

Stefan Heitefuß: Im Winter sind sie auch auf der Weide. Dann müssen wir mit Heu zufüttern. Es sind Schafe, die das ganze Jahr draußen sein können. Sie bekommen dann einen Unterstand, der sie vor der Witterung schützt. Wir würden sie nur bei sehr strengem Frost in den Stall bringen. 

Mingo Albrecht: Hermine ist im Februar geboren. Bei der Geburt gab es eine Besonderheit. Kannst du uns davon erzählen? 

Stefan Heitefuß: Hermine wusste nicht, wie sie an die Muttermilch kommt. Ihre Mutter ließ sie nicht trinken und Hermine wusste nicht, wie das geht.  Wir mussten sie also zunächst künstlich ernähren. Dafür gibt es spezielle Vorrichtungen, sogenannte Lammretter, also Spritzen mit einer Sonde, die dann in den Schlund eingeführt werden. Man muss die Muttermilch abmelken, in die Sprite einfüllen und so dem Lamm geben. 

Mingo Albrecht: Das ist euch gut gelungen, jetzt hüpft sie hier ganz munter herum. Vielen Dank, dass ihr uns die Möglichkeit gebt, ein bisschen Einblick zu nehmen in eure Arbeit. 

Hinführung zum Evangelium: Jesus benutzt für sich selbst das Bild des Hirten. Er ermutigt, sich ihm anzuvertrauen und schenkt uns Orientierung für unser Leben. Wir hören das Evangelium für heute aus der Übersetzung der „Bibel in gerechter Sprache“: 

Evangelium Joh. 10, 11-16 + 27+28: Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte gibt sein Leben für die Schafe. Bezahlte Angestellte, die nicht Hirtinnen oder hirten sind, und denen die Schafe nicht gehören, die sehen den Wolf kommen und verlassen die Schafe und fliehen – und der Wolf raubt die Schafe und treibt sie auseinander. Dies geschieht, weil sie bezahlte Angestellte sind und ihnen nichts an den Schafen liegt. Ich bin der gute Hirte und ich kenne die Meinen und die Meinen kennen mich, so wie mich Gott wie eine Mutter kennt und ich Gott kenne. Und ich gebe mein Leben für die Schafe. Aber ich habe noch andere Schafe, die nicht von diesem Hof stammen; auch diese muss ich führen und sie werden meine Stimme hören, und sie alle werden eine Herde mit einem Hirten sein. Meine Schafe hören meine Stimme und ich kenne sie und sie folgen mir, und ich gebe ihnen ewiges Leben, und sie werden bis in Ewigkeit nicht verloren gehen und niemand wird sie aus meiner Hand rauben. 

Kurzpredigt: 

Noch vor ein paar Jahrzehnten gehörten Schafherden und Hirten zum alltäglichen Bild. Als Kind dachte ich manchmal:  Was für ein schönes Leben, den ganzen Tag draußen in der Natur, auf den Hirtenstab gestürzt in Ruhe den Blick schweifen lassen, sinnieren, genießen und in gemütlichem Tempo ab und zu ein bisschen vorangehen – fast wie im Paradies. Das idyllische Hirtenbild ist natürlich ein Klischee. Früher zu biblischen Zeit wie auch heute hat eine Schäferin oder ein Hirte einen harten Job mit einer 7 Tage Woche. Wir haben es eben gehört: Die Tiere müssen an sieben Tagen in der Woche fressen und versorgt werden. Verantwortung für Lebewesen lässt sich nicht in eine 35-Stunden-Woche pressen. Ein Hirte muss gleichzeitig die ganze Herde im Blick behalten und ein Auge für jedes einzelne Schaf haben. Hüten umfasst ein breites Spektrum an Fürsorge und der Bereitschaft, zuzupacken. Mal geht es darum, die Herde vor Wölfen zu schützen, mal um Geburtshilfe -wie wir gerade gehört haben-, mal um Schafschur. Mal erkrankt ein Schaf oder es verheddert sich im Gestrüpp. Es gibt immer etwas zu tun. Keine freien Wochenenden, dazu durchwachte Nächte – für viele ist nicht mehr besonders attraktiv. Ist Hirte seine ein Beruf, dann ist der Verzicht gefragt und die Bereitschaft, selbstlos zu handeln. Aber nur so hat die Herde eine gute Zukunft. 

Wer ausschließlich um des Geldes willen – ausschließlich gewinnorientiert und um eigener Vorteile willen - Schafe halten will, wird nicht lange daran Freude haben und möglicherweise die Herde Gefahren aussetzen, die bei verantwortungsbewusstem Handeln des Schäfers nicht entstanden wären. Oder er verliert sogar die Ehrfurcht vor dem Leben ganz und die Schafe werden einpfercht oder wie Gegenstände vernutzt. Gute Hirtenarbeit ist auch darum so anstrengend, weil ein Hirte die Lebensbedürfnisse der Tiere respektiert, sie nicht festbindet oder einpfercht. 

Und die Schafe? Auch sie leisten eine Menge füreinander und für uns. Sie sind friedliche Herdentiere. Als Nutztiere geben sie uns Wolle, Milch und Käse, sie halten das Gras kurz und pflegen die Landschaft. 

Bilder von Schafen und Hirten als Bild für unsere Gottesbeziehung – ist das für uns heute noch ein taugliches Bild? Wir führen ein eigenständiges Leben in demokratischen Strukturen, in der jeder für jenen Mitverantwortung trägt. Als Schaf, vielleicht dazu noch als dummes Schaf, Führung und Leitung zu beanspruchen, das möchte heute kaum mehr jemand. Ich verstehe Jesus, wenn er von sich selbst als guten Hirten spricht, nicht als jemand, der bevormundet, sondern Orientierung anbietet, und die brauchen wir immer wieder neu. 

Als Menschen, die sich von Jeus in die Nachfolge rufen lassen, werden wir selbst auch in eine Hirtenaufgabe hineingerufen. 

In manchen Lebenssituationen sind wir bedürftig, brauchen jemanden, der sich um uns sorgt, uns nachgeht, wenn wir uns verheddert haben. In manchen Situationen sind wir herausgefordert, füreinander zur Hirtin zu werden. 

Besonders das Kontrastbild, das Jesus benutzt, den des verantwortungslosen Hirten, spricht mich heute an. Keine Gemeinde, keine Familie, kein Betrieb, keine Gesellschaft funktioniert auf Dauer, wenn wir sie nur als Spielwiese für unsere eigenen Interessen missbrauchen, nur bedacht darauf sind, unseren Profit daraus zu ziehen und sie unter das das Diktat zu stellen: Ihr habt mir zu nützen. So blutet jede Gemeinschaft aus. 

Das Hirtenbild kann uns bewusst machen, wie bedeutsam die Fürsorge für unser Gemeinwesen und unser eigenes Wohl ist. Die christliche Gemeinde ist "Herde Gottes". Wenn wir als Hirten und Hirtinnen darin arbeiten, dann nicht, um uns nur selbst zu verwirklichen, sondern um anderen Menschen Wege zum Leben zu eröffnen. Das Bild der Fürsorge ist heute gerade in Zeiten von Corona und Klimakrise ein besonders bedeutsames Bild: füreinander da sein, Fürsorge üben, sich umeinander kümmern, das ist eine wichtige und wesentliche Aufgabe. 

Jesus geht im Bild des guten Hirten noch weiter. Ein guter Hirte gibt sein Leben für die Schafe.  Er ist für uns da, jederzeit. Und das lässt mich Hoffnung schöpfen. Amen 

Gebet 

Barmherziger Gott, du bist unser gute Hirte. 

Du rufst uns in eine friedliche Gemeinschaft 

und siehst zugleich jede und jeden einzelnen.  

Danke, dass du da bist. 

Das, was uns ängstigt, 

Krankheit, die uns überfällt, 

Existenzängste, die uns zu schaffen machen 

Orientierungslosigkeit, in die wir uns verheddern- 

Grenzen, die wir spüren im Einsatz für die, die uns brauchen 

bringen wir zu dir. 

Du weißt, was wir brauchen, 

du wirst uns an Quellen mit erfrischendem Wasser führen, 

uns neue Perspektiven schenken. 

Barmherziger Gott, in Christus zeigst du uns, wie wir einander zu guten Hirten werden. 

So viele Menschen sind da, um Gutes zu wirken, 

am Bett der Kranken, 

an der Seite der Geflüchteten, 

im Einsatz für die Zukunft unserer Erde 

als Friedenstifter in den Kriegen nah und fern, 

als Helden des Alltags.  

Dafür danken wir. 

Dein guter Geist wirkt unter uns. 

Viele spüren wieder neu, 

wie wichtig ein solidarisches miteinander für unser Gemeinwesen ist. 

Bestärke uns darin, füreinander da zu sein. 

Barmherziger Gott, du bist unser guter Hirte. 

Wir danken dir. Amen  

Vater unser im Himmel Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen. 

Lied 222,  ESG-Liederbuch „Durch Hohes und Tiefes“, Text (nach irischen Vorlagen) und Musik: Markus Pytlik 

1.Möge die Straße uns zusammenführen und der Wind in deinem Rücken sein; sanft falle Regen auf deine Felder und warm auf dein Gesicht der Sonnenschein. Kehrvers: Und bis wir uns wiedersehen, halte Gott dich fest in seiner Hand, und bis wir uns wiedersehen, halte Gott dich fest in seiner Hand. 

2.Führe die Straße, die du gehst, immer nur zu deinem Ziel bergab; hab‘, wenn es kühl wird, warme Gedanken und den vollen Mond in dunkler Nacht. Kehrvers: Und bis wir uns wiedersehen, halte Gott dich fest in seiner Hand, und bis wir uns wiedersehen, halte Gott dich fest in seiner Hand. 

Segen:  Der HERR segne dich und behüte dich; der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig; der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden. Amen

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