
Choralvorspiel Wochenlied EG 91
Liebe Gemeinde,
heute ist Palmsonntag, der Tag, mit dem die Karwoche beginnt.
Jesus reitet auf einem Esel in Jerusalem ein. Ein strahlender Tag,
er wird lauthals begrüßt von vielen Menschen, Frauen, Männer Kinder,
die von ihm Gutes gehört haben. Sie stehen dicht gedrängt, sie bilden eine Gasse
und legen ihm Palmzweige und ihre Mäntel auf den Weg und jubeln: Hosianna!
Es ist ein Ruf aus den Psalmen, er bedeutet eigentlich „Hilf doch“ = Hosha-na.
Aber er ist durch den Gebrauch in den Tempelgottesdiensten zum Jubelruf geworden.
In diesem Ruf steckt auch der Name Jesu, Jehoshua, der bedeutet: Der Herr ist Hilfe.
Uns geht es heute ganz anders. Wir bleiben zuhause, unter uns, oft auch allein.
Überall auf der Welt verschließen so Menschen der Ausbreitung des Corona-Virus den Weg.
Und wer jetzt an der Krankheit leidet, ist sehr mit sich allein, besonders im Krankenhaus,
trotz der Pflege, allein im Lärm der Beatmungsmaschinen und unfähig zu sprechen
mit einem Schlauch im Hals.
Ein Hosianna, ein Ruf nach Hilfe für diese Situationen,
müssen wir alle gemeinsam im Gebet äußern.
Und so grüßen wir einander mit der Bitte um Gemeinsamkeit und Verbundenheit aller
und feiern diese Andacht im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Friede sei mit euch. Amen
Wochenlied, 91, 1,2+5
1 Herr, stärke mich, dein Leiden zu bedenken,
mich in das Meer der Liebe zu versenken,
die dich bewog, von aller Schuld des Bösen
uns zu erlösen.
2 Vereint mit Gott, ein Mensch gleich uns auf Erden
und bis zum Tod am Kreuz gehorsam werden,
an unsrer Statt gemartert und zerschlagen,
die Sünde tragen:
5 Seh ich dein Kreuz den Klugen dieser Erden
ein Ärgernis und eine Torheit werden:
so sei’s doch mir, trotz allen frechen Spottes,
die Weisheit Gottes.
Wir hören den Lobpreis auf Christus aus dem Brief des Paulus an die Gemeinde in Philippi:
Christushymnus Phil 2
A: Seid so unter euch gesinnt,
wie es der Gemeinschaft in Christus Jesus entspricht:
W: Er, der in göttlicher Gestalt war,
hielt es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein,
sondern entäußerte sich selbst
und nahm Knechtsgestalt an,
ward den Menschen gleich
und der Erscheinung nach als Mensch erkannt.
Er erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode,
ja zum Tode am Kreuz.
Darum hat ihn auch Gott erhöht
und hat ihm den Namen gegeben,
der über alle Namen ist,
dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie,
die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind,
und alle Zungen bekennen sollen, dass Jesus Christus der Herr ist,
zur Ehre Gottes, des Vaters.
Amen
EG 620 Freunde, dass der Mandelzweig, Melodie freiTöne 177
Melodie und erste Strophe gespielt und gesungen von Ulrike Hastedt:
Liebe Gemeindemitglieder, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer,
das Lied „Freunde, dass der Mandelzweig wieder grünt und blüht“ steht in unserem Gesangbuch, aber Ulrike Hastedt hat die erste Strophe eben mit einer neuen Melodie gesungen.
Leicht und tänzerisch klingt der Text dadurch,
die zarten Blüten des Mandelbaums werden irgendwie hörbar.
Die Mandeln sind die ersten Bäume, die in Israel im Januar blühen.
Sie zeigen den Beginn des Frühlings an.
Das Lied wurde mitten im 2. Weltkrieg in Israel von Shalom Ben Chorin gedichtet,
einem aus München stammenden jüdischen Deutschen,
der 1913 in München als Fritz Rosenthal geboren wurde.
Sein hebräischer Name, den er nach seiner Flucht 1935 in Jerusalem annahm,
bedeutet „Friede, Sohn der Freiheit“.
Shalom Ben Chorin hat sich als jüdischer Theologe ausführlich mit Jesus beschäftigt,
sein Buch darüber trägt den Titel „Bruder Jesus“.
Und er hat Anfang der 60er Jahre gemeinsam mit christlichen Theologen
die “Arbeitsgemeinschaft Juden und Christen“ gegründet.
Das Lied singt vom Leben, von der Kraft der Liebe, aber auch von Verlust und Krieg und Tod.
Alles liegt dicht nebeneinander.
So wie für Jesus in Jerusalem: im Abstand von wenigen Tagen hört er den Jubelruf „Hosianna!“ und das aggressive „Kreuzige!“.
Und doch bleibt er der Friedensfürst, der Mensch, in dem Gottes Liebe sichtbar wird.
Mit ihm verbinden sich Hoffnungen auf den Messias, den das jüdische Volk erwartet.
Und so geht er seinen Weg in den Tagen vor dem Passahfest in Jerusalem.
Am Ende dieser Woche wird er sichtbar werden als Jesus Christus, der Herr.
Unser Weg durch die Karwoche 2020 ist ein Weg, den wir in diesem Jahr nicht gemeinsam gehen.
Wir bleiben zwar verbunden im gemeinsamen Glauben und im Gebet.
Aber vieles fehlt uns, was zu diesen Tagen immer dazu gehört.
Trotzdem sehen wir auch in unseren Gärten, dass die Natur sich in ihr Frühlingskleid wirft.
In dem kleinen Garten des Hauses, in dem ich wohne, steht ein Mandelbäumchen.
Es wird von mir geliebt, weil es für mich durch das Lied, das Gedicht von Shalom Ben Chorin,
zu einem Symbol der Hoffnung geworden ist. Im Moment hoffe ich auf Zeiten,
in denen wir wieder gemeinsam durch die Karwoche gehen können. Das wünsche ich uns allen.
Amen
Lied EG 620, 1,2 + 4, Melodie nach freiTöne Nr. 177
Freunde, dass der Mandelzweig
1 Wieder blüht und treibt,
Ist das nicht ein Fingerzeig,
Dass die Liebe bleibt? :II
2 Dass das Leben weiter ging,
Soviel Blut auch schreit,
Achtet dieses nicht gering,
In der trübsten Zeit. :II
4 Freunde, dass der Mandelzweig
Sich in Blüten wiegt,
Bleibe uns ein Fingerzeig,
Wie das Leben siegt. :II
Fürbittengebet
Lasst uns beten:
Wir halten dir unsere Herzen hin, Jesus Christus,
wir strecken dir unsere Hände entgegen.
Wir wollten dir entgegengehen, wir wollten mit dir laufen
und hineinziehen in deine Stadt.
Aber wir können nur mit unseren Herzen zu dir kommen.
Nur unsere Sehnsucht ist auf dem Weg zu dir.
Nur unsere Gebete. Sie sind alles, was wir haben.
So beten wir für die Kranken für die, denen keine Medizin mehr helfen kann,
für die, die einsam sterben,
für die, die unter der Last dieser Tage zusammenbrechen.
Komm zu ihnen mit deiner Liebe und heile sie.
Höre uns.
So beten wir für die Menschen, die in Krankenhäuser und Pflegeheimen arbeiten,
in Feuerwachen und Apotheken, in Kitas und Supermärkten, in Laboren und in Ställen,
in Ämtern und Gemeinden.
Komm zu ihnen mit deiner Freundlichkeit und behüte sie.
Höre uns.
So beten wir für die Menschen, die in der Sorge dieser Tage in Vergessenheit geraten,
die Flüchtlinge, die Opfer von häuslicher Gewalt,
die Verwirrten und Missbrauchten, die Hungernden, die Einsamen.
Komm zu ihnen und rette sie.
Höre uns.
Wir halten dir unsere Herzen hin und danken dir für den Glauben.
Wir danken dir, weil wir zu dir und zueinander gehören.
Wir danken dir für die Zeichen der Liebe und Verbundenheit,
für die freundlichen Worte, für die Musik.
Wir danken dir für dein Wort und deine weltweite Kirche.
Wir wollten dir entgegengehen und hineinziehen in deine Stadt.
Und wir erleben es: Du gehst mit uns durch diese Zeit.
Heute, in diesen Tagen der Passion, und jeden neuen Tag.
Vater unser im Himmel
Amen.
Liebe Gemeinde, als Segen möchte ich Ihnen heute den ältesten Segen des Neuen Testaments zusprechen. Er steht im Brief des Paulus an die Gemeinde in Thessaloniki, ganz am Ende.
Er aber, der Gott des Friedens, heilige euch durch und durch
und bewahre euren Geist samt Seele und Leib
unversehrt, untadelig für die Ankunft unseres Herrn Jesu Christus.
Treu ist er, der euch ruft; er wird’s auch tun.
Geht hin in Frieden, Amen
Choralvorspiel Brahms Wochenlied
