
Hinführung
Es ist Sonntagmorgen. Die Glocken unserer Münsterkirche läuten und laden ein zum Gottesdienst. Die Türen unserer Kirchen bleiben in diesen Tagen geschlossen.
Aber die Glocken läuten – und öffnen meine inneren Türen. Sie unterbrechen mich in meinem Tun. Für eine Zeit lege ich beiseite, was mich beschäftigt, und höre auf das Läuten.
Ich bin hier. Gott ist hier. Das genügt.
Herzlich willkommen zu einer Andacht am Sonntag Judika: „Schaffe mir Recht!“
So ruft der Beter von Psalm 43 zu Gott: „Schaffe mir Recht!“ Seine Worte gaben diesem 5. Sonntag der Passionszeit seinen Namen.
Mit dem Sonntag Judika beginnt der engere Kreis der Passionszeit. In früheren Zeiten wurde der Altar zugehängt mit Tüchern. Daraus sind dann die Hungertücher entstanden. Zu dem Fasten mit dem Mund, man verzichtete ja sowieso auf bestimmte Speisen, kam ab Judika noch ein Fasten mit den Augen.
Gottesdienst im Internet – ohne Blick auf den Altar in der Münsterkirche ist fast wie ein Fasten mit den Augen, wenn es in diesen Tagen auch unfreiwillig geschieht.
Ich lese aus Psalm 43, dem Psalm der Woche:
Psalm der Woche (Psalm 43, Evangelisches Gesangbuch 724)
Gott, schaffe mir Recht
und führe meine Sache wider das unheilige Volk
und errette mich von den falschen und bösen Leuten!
Denn du bist der Gott meiner Stärke:
Warum hast du mich verstoßen?
Warum muss ich so traurig gehen,
wenn mein Feind mich dränget?
Sende dein Licht und deine Wahrheit, dass sie mich leiten
und bringen zu deinem heiligen Berg und zu deiner Wohnung,
dass ich hineingehe zum Altar Gottes,
zu dem Gott, der meine Freude und Wonne ist,
und dir, Gott, auf der Harfe danke, mein Gott.
Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir?
Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken,
dass er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist.
Wochenlied: „O Mensch, bewein dein Sünde groß“ – Strophe 1 (Evangelisches Gesangbuch 76)
Es ist Sonntagmorgen. Die Glocken unserer Münsterkirche läuten und laden ein zum Gottesdienst. Die Türen unserer Kirchen bleiben in diesen Tagen geschlossen.
Aber die Glocken läuten – und öffnen meine inneren Türen. Sie unterbrechen mich in meinem Tun. Für eine Zeit lege ich beiseite, was mich beschäftigt, und höre auf das Läuten.
Ich bin hier. Gott ist hier. Das genügt.
Herzlich willkommen zu einer Andacht am Sonntag Judika: „Schaffe mir Recht!“
So ruft der Beter von Psalm 43 zu Gott: „Schaffe mir Recht!“ Seine Worte gaben diesem 5. Sonntag der Passionszeit seinen Namen.
Mit dem Sonntag Judika beginnt der engere Kreis der Passionszeit. In früheren Zeiten wurde der Altar zugehängt mit Tüchern. Daraus sind dann die Hungertücher entstanden. Zu dem Fasten mit dem Mund, man verzichtete ja sowieso auf bestimmte Speisen, kam ab Judika noch ein Fasten mit den Augen.
Gottesdienst im Internet – ohne Blick auf den Altar in der Münsterkirche ist fast wie ein Fasten mit den Augen, wenn es in diesen Tagen auch unfreiwillig geschieht.
Ich lese aus Psalm 43, dem Psalm der Woche:
Psalm der Woche (Psalm 43, Evangelisches Gesangbuch 724)
Gott, schaffe mir Recht
und führe meine Sache wider das unheilige Volk
und errette mich von den falschen und bösen Leuten!
Denn du bist der Gott meiner Stärke:
Warum hast du mich verstoßen?
Warum muss ich so traurig gehen,
wenn mein Feind mich dränget?
Sende dein Licht und deine Wahrheit, dass sie mich leiten
und bringen zu deinem heiligen Berg und zu deiner Wohnung,
dass ich hineingehe zum Altar Gottes,
zu dem Gott, der meine Freude und Wonne ist,
und dir, Gott, auf der Harfe danke, mein Gott.
Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir?
Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken,
dass er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist.
Wochenlied: „O Mensch, bewein dein Sünde groß“ – Strophe 1 (Evangelisches Gesangbuch 76)
Predigttext (Hebräer 13,12-14)
Darum hat auch Jesus, damit er das Volk heilige durch sein eigenes Blut, gelitten draußen vor dem Tor. So lasst uns nun zu ihm hinausgehen vor das Lager und seine Schmach tragen. Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.
Kurzpredigt
Auf den Broadway-Bühnen sind alle Vorhänge geschlossen.
Die Luxus-Läden in der Fifth Avenue: Zu.
Auf der Brooklyn-Bridge: Keine Touristen.
Der Times Square, so gut wie menschenleer.
New York, die Stadt, die niemals schläft, sie scheint eingeschlafen.
Die Luxus-Läden in der Fifth Avenue: Zu.
Auf der Brooklyn-Bridge: Keine Touristen.
Der Times Square, so gut wie menschenleer.
New York, die Stadt, die niemals schläft, sie scheint eingeschlafen.
New Yorks Bürgermeister Bill de Blasio plant, er versucht, die achteinhalb Millionen-Stadt durch die Krise zu steuern, er macht Menschen Mut, aber er spricht auch Sätze, die andere Amerikaner vielleicht noch nicht hören wollen, er spricht sie schon vor einigen Tagen deutlich aus: „Die Stadt, die wir kennen, existiert nicht mehr“, sagt er, „und sie wird in den nächsten Monaten nicht wiederkommen.“
Ich war noch niemals in New York – und doch, dieser Anblick tut mir weh. Die leeren Häuserschluchten, die vielen Menschen in den Notaufnahmen, vor den Krankenhäusern sind schon die Leichenzelte aufgebaut.
Ich liebe große Städte. Na klar, ich wohne sehr gerne in Einbeck, aber ich liebe es, hin und wieder in das Leben einer großen Stadt einzutauchen, mich einfach nur treiben zu lassen. Vielleicht habe ich das an meine Tochter weitergegeben. Sie sagt immer nur: „Es ist doch egal, was ich nach der Schule mache, was aber völlig klar ist: Ich ziehe mal in eine große Stadt.“
London hat sie im Blick oder Paris oder Berlin.
So wie sie denken viele junge Leute – und nicht nur die jungen. Seit Jahrzehnten ziehen immer mehr Menschen in die Städte. Und wenn man auf dem Land lebt, auch das gibt es natürlich, dann gerne in der Nähe einer größeren Stadt.
Ein New Yorker würde wahrscheinlich über die Größe unserer niedersächsischen Hauptstadt müde lächeln, aber für mich reicht das durchaus: Ich genieße das, so schnell von Einbeck-Mitte in Hannover zu sein.
Städte, große Städte sind zu Magneten geworden. 1950 lebten nur 30 Prozent der Weltbevölkerung in der Stadt, 70 Prozent auf dem Land. Seit 2007 leben weltweit mehr Menschen in Städten als auf dem Land. Und es wird geschätzt, dass bis zum Jahr 2050 über 70 % der Weltbevölkerung in Städten leben.
Das „Jahrtausend der Städte“ hat Angela Merkel das dritte Jahrtausend vor ein paar Jahren genannt.
Ich kann mich der Anziehungskraft großer Städte auch nicht entziehen. Städte sind Orte, verbunden mit einem Lebensgefühl, mit einer ganz bestimmten Kultur, mit Hoffnung und Aufbruch.
Ich höre meinen Kindern zu, wenn sie begeistert vom Austausch mit Thiais berichten und vom Aufenthalt dort, ein paar Tage ganz nahe an Paris.
Und ich höre Goetheschüler, wenn sie vom GAPP-Austausch und der USA-Rundreise erzählen – und natürlich spielen die großen Städte dabei eine herausragende Rolle: Salt Lake City, Las Vegas, Los Angeles, San Francisco. Traumstädte, Orte von Fernweh und Sehnsucht: „Vielleicht studiere ich da mal?“ oder „Da möchte ich später mal leben.“
Und dann der Predigttext von heute, eine Sehnsucht nach einer ganz anderen Stadt:
„Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.“
„Wir haben hier keine bleibende Stadt.“ New Yorks Bürgermeister Bill de Blasio würde das voll unterschreiben.
Und wir in Einbeck?
Ich meine, Einbeck ist doch auch eine Stadt, zugegeben eine kleine, aber eine feine.
Ich glaube, dass wir in Einbeck auch so manche Hoffnung haben, die eng verknüpft sind mit den nächsten Wochen:
- Dass die Ausbreitung des Virus nicht zu schnell voranschreitet,
- Dass die Ärzte und Pflegekräfte ihre Arbeit schaffen, dass sie trotz der hohen Belastung ihre Arbeit gern machen, dass sie gern für die Menschen da sind, die sie brauchen,
- Und natürlich haben wir die Hoffnung, dass unsere kleine Stadt, aber auch die großen Städte unserer Welt irgendwann einmal wieder ganz normal sein werden. Auch wenn das sicherlich, wie De Blasio sagt, lange dauern wird.
Ich brauche Hoffnungszeichen. Mit Freude habe ich die kleinen Videos aus Italien gesehen, wo Menschen auf den Balkonen singen und musizieren. Und gerne musiziere ich abends um 19 Uhr mit meinen Kindern auf unserem Einbecker Balkon „Der Mond ist aufgegangen“. Und irgendwo in der Nähe antwortet eine Trompete. Ich höre und lese von Menschen, die Mundschutze nähen oder die sich im Projekt „Helfende Hände“ unserer Diakoniestiftung engagieren und für andere Menschen einkaufen.
Das sind Hoffnungszeichen. Ich habe sie nötig.
Aber – und da dürfen wir den Predigttext des Sonntags Judika auch nicht kleinreden – der Hebräerbrief weist über unsere Stadt und über alle Städte dieser Welt hinaus. Er spricht nicht vom Leben, das in die Städte zurückkommt. Da geht es nicht um Theateraufführungen, die wieder stattfinden, er spricht nicht von Fußballspielen der Bundesliga, nicht vom Händeschütteln oder dem Umarmen.
Mit dem Predigttext von heute kommt Ostern ins Spiel. Und Ostern ist nicht die Rückkehr zur Normalität. Ostern ist ganz und gar nicht normal. Nicht nur in diesem Jahr. Ostern ist niemals normal. Oder wie würden Sie das bezeichnen, dass wir Christen behaupten und daran glauben, dass Jesus Christus den Tod besiegt hat?
Rückkehr zur Normalität?
Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.
Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.
Die zukünftige Stadt, die wir suchen, wird ganz und gar nicht normal sein. Das ist vollkommen unbegreiflich. Ich kann es nur glauben. Oder zumindest kann ich davon singen:
„So lasst uns nun ihm dankbar sein,
dass er für uns litt solche Pein,
nach seinem Willen leben.
Auch lasst uns sein der Sünde feind,
weil uns Gotts Wort so helle scheint,
Tag, Nacht danach tun streben,
Die Lieb erzeigen jedermann,
die Christus hat an uns getan.“
Amen.
„So lasst uns nun ihm dankbar sein,
dass er für uns litt solche Pein,
nach seinem Willen leben.
Auch lasst uns sein der Sünde feind,
weil uns Gotts Wort so helle scheint,
Tag, Nacht danach tun streben,
Die Lieb erzeigen jedermann,
die Christus hat an uns getan.“
Amen.
Wochenlied: „O Mensch, bewein dein Sünde groß“ – Strophe 2 (EG 76)
Gebet
Lasst uns beten:
Treuer Gott, mit Worten oder in der Stille spreche ich mit dir. Und ich vertraue darauf, dass du mich siehst und hörst.
Ich möchte dir danken, Gott… (Stille)
Lasst uns beten:
Treuer Gott, mit Worten oder in der Stille spreche ich mit dir. Und ich vertraue darauf, dass du mich siehst und hörst.
Ich möchte dir danken, Gott… (Stille)
Ich denke heute besonders an… (Stille)
Das beschäftigt mich in diesen Tagen… (Stille)
Hilf mir, Gott,
dass ich in aller Ungewissheit und Angst nicht das Vertrauen verliere.
Lass mich und die anderen besonnen bleiben.
Bewahre die Schwachen.
Sorge für die Kranken.
Sei bei allen, die sterben.
Beschütze alle, die in Krankenhäusern und Laboren arbeiten,
die Kranke pflegen,
Eingeschlossene versorgen
und sich darum bemühen, dass wir haben, was wir zum Leben brauchen.
dass ich in aller Ungewissheit und Angst nicht das Vertrauen verliere.
Lass mich und die anderen besonnen bleiben.
Bewahre die Schwachen.
Sorge für die Kranken.
Sei bei allen, die sterben.
Beschütze alle, die in Krankenhäusern und Laboren arbeiten,
die Kranke pflegen,
Eingeschlossene versorgen
und sich darum bemühen, dass wir haben, was wir zum Leben brauchen.
Vater unser im Himmel.
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
Segen
Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige
Gott, der + Vater und der Sohn und der Heilige Geist. Amen.
Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige
Gott, der + Vater und der Sohn und der Heilige Geist. Amen.
