
Gedankensplitter zu Losung und Lehrtext am 14. April
Meine Gerechtigkeit ist nahe, mein Heil tritt hervor, und meine Arme werden die Völker richten.
Jesaja 51,5
Jesaja 51,5
Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten.
1. Petrus, 1,3
1. Petrus, 1,3
Heute, am ersten Werktag der Osterwoche, ist die Losung wieder ein Prophetenspruch. Das Faszinierende an Prophetensprüchen ist ja, dass sie immer wieder neu, durch die Zeiten hindurch, an Bedeutung gewinnen. Sie sind zwar von einem Propheten auf eine bestimmte Situation hin ausgesprochen worden, aber bis heute helfen sie beim Verständnis neuer Zusammenhänge.
Prophetie hat immer etwas Erhellendes oder Kritisches an sich, meistens beides. Deshalb wurde sie auch gesammelt und ergänzt und weitergegeben. Ihre religiöse Würde liegt wohl darin, dass sie sich nicht erschöpft. Der Prophet selbst, seine Zeit, sein Anliegen, seine Persönlichkeit sind längst vergangen. Aber die Worte, die er als Wort Gottes ausgerichtet hat, sie wirken weiter. Sie sind, wie im Lehrtext anklingt, lebendig. Sie haben ein lebendiges Hoffnungspotential.
Stichwort „Gerechtigkeit“: Gottes Gerechtigkeit steht immer im Konflikt mit unseren Ungerechtigkeiten. Nach dem Osterfest müssen wir uns wieder verstärkt diesem Anspruch der Gerechtigkeit zuwenden. Es geht nicht, dass seit Wochen nur ‚erwogen‘ wird, dass EU-Länder unbegleitete und kranke Minderjährige aus den griechischen Flüchtlingslagern aufnehmen! Wir Christen müssen jetzt massiv fordern, dass endlich etwas passiert. Wir können jetzt konkret die Hilfsorganisationen unterstützen, die dort arbeiten und die Menschen in ihrem ausweglosen Schicksal begleitend beistehen – wenigstens das!
Stichwort „Heil“: Das österliche Heil, das wir gerade feiern, ist kein sakrales Museumsstück, sondern eben „lebendige Hoffnung“, wie die Hefe im Teig des Hefezopfs. Wir wissen nicht, wie oder was Auferstehung sein wird, aber wir haben das Beispiel Jesu: So wie er gelebt hat vor seiner Auferstehung, so sind wir jetzt die aktuellen Zeugen und Akteure dieser „lebendigen Hoffnung:
Dazu lese ich abschließend ein Gedicht von Kurt Marti, einem Schweizer Pastor und Dichter.
Er bring die Sache auf den Punkt:
Ihr fragt
wie ist die auferstehung der toten?
ich weiß es nicht
ihr fragt
wann ist die auferstehung der toten?
ich weiß es nicht
ihr fragt
gibt’s
eine auferstehung der toten?
ich weiß es nicht
ihr fragt
gibt’s
keine auferstehung der toten?
ich weiß es nicht
ich weiß
nur
wonach ihr nicht fragt:
die auferstehung derer die leben
ich weiß
nur
wozu Er uns ruft:
zur auferstehung heute und jetzt
(Kurt Marti, Leichenreden, Frankfurt a.M. 1976, 25.)
Ihre Wiebke Köhler