
Gedankensplitter zu Losung und Lehrtext am 15. April
Der HERR, dein Gott, ist bei dir gewesen. An nichts hast du Mangel gehabt.
5. Mose 2,7
5. Mose 2,7
Paulus schreibt: In allem erweisen wir uns als Diener Gottes: in großer Geduld, in Bedrängnissen, in Nöten, in Ängsten; als die Traurigen, aber allezeit fröhlich; als die Armen, aber die doch viele reich machen; als die nichts haben und doch alles haben.
2. Korinther 6,4.10
2. Korinther 6,4.10
Was gestern undenkbar war, ist heute Normalität. Gestern gab es das Vermummungsverbot und das Verbot von Ganzkörperschleiern, heute gilt das Gebot des Mundschutzes in der Öffentlichkeit und wird von Politikern propagiert. Gestern war der Besuch bei den Eltern Herzenssache, heute sind wir vorsichtig diejenigen zu besuchen, denen wir besonders verbunden sind. Gestern war ein Frisörbesuch Routine, heute ist er nicht möglich.
Der Vergleich „vorher-nachher“ hilft, uns immer wieder in der fremden Gegenwart zurecht zu finden. Im eigenen Gefühlshaushalt herrscht da noch Chaos. Aber vielleicht kann die heutige Losung den Blick zurück schärfen. Sie stammt aus dem Buch Deuteronomium, das sich u.a. mit den Problemen der langen Wüstenwanderung des Volkes Israel beschäftigt. Da ist schon eine zweite Generation herangewachsen, die den Beginn in Ägypten gar nicht erlebt hat. Mose gibt weiter, was Gott sagt und erinnert so das Volk an die Geschichte der Treue Gottes.
Beim Rückblick ziehen wir oft Bilanz – und das ist eine Strategie der Versöhnung, so meine ich. Denn die meisten Erinnerungen sind ehr positiv gefärbt. Das Stichwort lautet „eigentlich“: „Eigentlich ging es uns wirklich nicht schlecht. Eigentlich hatten wir oft Glück, eigentlich hat sich vieles zum Guten gewendet.“ Selbst das Negative kann im Rückblick in ein positives Ergebnis münden: „Wenn das nicht gewesen wäre, wären wir heute nicht hier.“
Paulus, der reichlich Ärger in seiner Missionstätigkeit erlebt hat und das auch in seinen neu gegründeten Gemeinden, kann seine paradoxen Erfahrungen einfach so nebeneinander gelten lassen. So wie es ja auch im Alltag alles erst mal völlig unvermittelt erlebt wird. Die Klammer dafür ist seine Berufung als Diener Gottes.
Wir Kinder Gottes können vielleicht unsere Bilanzen gelassen ziehen, denn der Erfolg liegt in Gottes Hand. Ein bisschen Vertrauen reicht schon. Das Ende ist unweigerlich gut. Alles andere sind Zwischenbilanzen, die sich wieder relativieren.
Realismus, Kritikfähigkeit, Gerechtigkeitsempfinden und Lebensfreude bleiben bei dieser Haltung nicht auf der der Strecke. Denn es liegt in unserer Hand, wie wir uns im Einzelnen zu allem verhalten. Das ist die je individuelle Schwankungsbreite zwischen „nichts haben und doch alles haben“. Und in diesem Punkt vertraut Gott uns. Er ist auch der Hüter unserer Freiheit.
Ihre Wiebke Köhler
