
Gedankensplitter zu Losung und Lehrtext am 3. April
Wohl dem Volk, das jauchzen kann! HERR, sie werden im Licht deines Antlitzes wandeln.
Psalm 89,16
Psalm 89,16
Wandelt als Kinder des Lichts; die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit.
Epheser 5,8-9
Epheser 5,8-9
Ja, die Sommerzeit... plötzlich ist es abends ganz hell. In diesem Jahr war sie gar kein Thema, wie sonst. Die Europäer wollen sie abschaffen, so hat eine europaweite Umfrage ergeben. Mir gefällt der Lichtgewinn, den ich immer im Frühjahr erlebe.
Die Losung von heute setzt einen deutlichen Kontrapunkt zu unserer momentanen Lage. Wir sind jetzt kein Volk, das jauchzen kann. Wir sind ein Volk in Schonhaltung, wir sehen in die Zukunft und können doch wenig in ihr erkennen. All das zielstrebige, organisierte, leistungsorientierte Handeln, das wir sonst von uns verlangen, wird schwer irritiert.
Andererseits sehe ich uns tatsächlich zu einem globalen Menschenvolk werden. Alle sind betroffen, keine Nation kann sich abschotten, das Virus ist grenzenlos durchsetzungsfähig. Vielleicht wächst die Solidarität untereinander? Ich bin oft in Gedanken bei den Italienern, den Spaniern, den Menschen, die in den griechischen oder syrischen Flüchtlingslagern auf die Katastrophe sehenden Auges zugehen müssen. Wie brutal verdunkelt sich der Horizont der Hoffnung immer mehr.
Wie können wir, denen es im Vergleich wirklich viel besser geht, als Kinder des Lichts handeln? Wie können Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit sich bei uns entfalten? Politisch wird um Solidarität innerhalb der Europäischen Union gerungen. Was können wir auf privater Ebene besteuern?
Ich persönlich versuche viele kleine Signale zu senden: Telefonanrufe, Postkarten, Spenden, Gebete, Emails, gute Gedanken und die nicht zu unterschätzende Alltagsdisziplin.
Luther hat den Vers aus dem Epheserbrief sehr genau ins Deutsche übersetzt: Dort steht tatsächlich im Griechischen ein Verb, das „umhergehen“ heißt. Und zwar draußen – da, wo das helle Sonnenlicht ist. Die Christen sollen sich sehen lassen mit ihren Möglichkeiten.
Auch, wenn im Moment zum Jauchzen keinerlei Anlass ist, das Licht der Liebe Gottes scheint in unsere Tage so wie immer und gibt uns Früchte zu ernten. Auch, wenn man eigentlich nur zum Einkaufen und zum Spazierengehen das Haus verlassen soll. Sommerzeit einmal ganz anders und neu.
Beim Schreiben ging mir ein Choral im Kopf herum: „Sonne der Gerechtigkeit, gehe auf zu unsrer Zeit; brich in Deiner Kirche an, dass die Welt es sehen kann. Erbarm Dich, Herr.“ Und auch noch:
„Gib den Boten Kraft und Mut, Glauben, Hoffnung, Liebesglut, lass Du reiche Frucht aufgehn, wo sie unter Tränen säen. Erbarm Dich, Herr.“
Ihre Wiebke Köhler