Lichtblick für den 12. April

Sun, 12 Apr 2020 05:46:05 +0000 von Daniel Konnerth

Lichtblick für Ostersonntag, 12. April

 Für mich hat der Ostersonntag viel mit „geschärften Sinnen“ zu tun. Und das hängt mit dem frühen Aufstehen zusammen, denn wenn man an einer Osternachtsfeier mitwirkt, die um halb sechs oder sechs Uhr beginnt, dann schläft man wenig. Wenn ich in diesem Frühgottesdienst singe, dann bin ich aufgeregt und komme gut vorher in der Kirche an und taste mich durch die nur von Teelichtern beleuchtete Münsterkirche bis zur Treppe auf den Hochchor. Und es wird Ostern, wenn ich die schwere Osterkerze trage und auf den Altar zugehe und singe: „Christus, Licht der Welt“. Sehen, Hören und Fühlen sind dann schon höchst aktiviert und das Schmecken und Riechen kommt später beim Osterfrühstück in der Krypta dazu. 

Alle fünf Sinne beieinander zu haben, das ist ein echtes Ostererlebnis. Und so feiern wir dieses Fest ja auch, als ein Fest des Lebens, des Wiederfindens, der Wunder und der Liebe. Und dann gehört noch der Sinn für Humor zum Osterfest. 

Den Tod auszulachen ist ein risikoreiches Unternehmen: 

„Die Welt ist mir ein Lachen mit ihrem großen Zorn, sie zürnt und kann nichts machen, all Arbeit ist verlorn. Die Trübsal trübt mir nicht mein Herz und Angesicht, das Unglück ist mein Glück, die Nacht mein Sonnenblick.“

So dichtet Paul Gerhardt in seinem Osterlied (EG 112, 5). Durch Ostern wird alles umgewertet, die Regeln der Welt sind auf den Kopf gestellt. Er schreibt das am Ende des 30jährigen Krieges, als die machtpolitische Gesamtsituation noch unklar war und Teile Zentraleuropas verwüstet und entvölkert waren. Es ist ein fast apokalyptischer Sinn für Humor, den der große Glaubenslieder-Dichter uns besingen lässt. 

Aber auch wir in unserer jetzigen Situation sollten diesen Humor der Oster-Revolution aufbringen. Wir wissen nicht genau, wie es weitergehen wird. Wir wissen aber, dass, egal, was für Kapriolen der Lauf der Zeit noch schlägt, wir diejenigen sein sollen, die sagen können: Wer zuletzt lacht, lacht am besten: 

„Dann wird unser Mund voll Lachens und unsre Zunge voll Rühmens sein. Da wird man sagen unter den Völkern: Der Herr hat Großes an ihnen getan! Der Herr hat Großes an uns getan; des sind wir fröhlich.“ (Ps 126, 2+3)   

Nach dem Frühgottesdienst an Ostern mit Osterfrühstück kann es sein, dass man als Pastorin auch noch um 10 Uhr einen weiteren Gottesdienst feiert. Und danach tritt ein eigenartiger Zustand ein, den mein Vater, gestandener Pastor, einmal so umschrieb: „Der Herr mag auferstanden sein, aber ich leg mich jetzt erst einmal hin.“   

Auf all das müssen wir heute leider verzichten. Wir wissen, was wir vermissen und hoffen auf das nächste Jahr.   

Christus ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden! Halleluja

Ihre Wiebke Köhler
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