Gedankensplitter zum 6. April

Mon, 06 Apr 2020 09:03:16 +0000 von Daniel Konnerth

Gedankensplitter zu Losung und Lehrtext am 6. April

 Wenn ich auch noch so viele meiner Gebote aufschreibe, so werden sie doch geachtet wie eine fremde Lehre. 
Hosea 8,12   

Jesus spricht: Ich bin dazu geboren und in die Welt gekommen, dass ich die Wahrheit bezeuge. Wer aus der Wahrheit ist, der hört meine Stimme. 
Johannes 18,37   

Rudi Dutschke, der intellektuelle Kopf der Studentenbewegung ab 1968, hat seinen ältesten Sohn „Hosea“ genannt. Er schätzte die Kraft der Worte dieses Propheten, der sich in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts vor Christus besonders krass gegen eine fehlgeleitete Machtpolitik der Regierung der Könige in Israel und Juda ausgesprochen hat. Die Losung gibt uns einen resignierten Ausspruch des Propheten mit auf den Weg.  Hosea muss, bezogen auf Gottes liebevolle und klare Gebote, immer wieder ein politisch-moralisches Scheitern konstatieren. 

Politische Arbeit heute hat tatsächlich Ähnlichkeit mit dem, was damals die Aufgabe der Prophetie war. Im Moment sind die Deutschen laut Umfragen erstaunlich zufrieden mit der Arbeit ihrer Politiker*innen. Angela Merkel hat traumhafte Umfragewerte. Und eine richtig hohe Prozentzahl der Bevölkerung versucht sich an die Anti-Corona-Maßnahmen zu halten, obwohl sie mit einer rigiden Einschränkung unserer bürgerlichen Freiheitsrechte verbunden sind.   

Von den jetzt lebenden Generationen haben nur die Ältesten noch Zeiten erlebt, in denen Krieg und Nachkriegszeit kollektive Bedrohungen, Anstrengungen und Ängste mit sich brachten. Die Jüngeren profitierten dann von mehr Frieden, Wohlstand und Fortschritt. Aber es brauchte zu allen Zeiten Propheten um einem grundsätzlichen Wahrheitsanspruch gerecht zu werden. Rudi Dutschke war ein großartiger Redner, ein kluger und politisch durchsetzungsfähiger Mann, der die Student*innen seiner Generation beflügelt hat und wichtige politische Anstöße gegeben hat. Damals war er umstritten, heute ist im Rückblick klar, wie wichtig diese 68er-Generation für Westdeutschland war.   

Sich an der jeweils nötigen Wahrheit zu orientieren, dazu ermutigt uns auch Jesus im Johannesevangelium. Es ist eine unteilbare, nicht nur auf Religiöses beschränkte Wahrheit, um die es ihm geht. Er will Menschen zusammenführen unter dem, was Gott mit seiner Welt will. Wir sollten diesen Wahrheitsanspruch ernst nehmen und ihn nicht exklusiv als christlich in Anspruch nehmen. Was allen dient, was Wahrheit voranbringt, das ist gut und sollte alle Menschen überzeugen. 

Es spricht für eine plurale Gesellschaft, wenn sie sich in Krisen politisch auf ein grundsätzliches Vorgehen einigen kann. Debatten und Auseinandersetzungen vorausgesetzt und eingerechnet. Dafür bin ich im Moment dankbar.   

Ihre Wiebke Köhler

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