Andacht für Karsamstag, 11. April

Sat, 11 Apr 2020 05:59:38 +0000 von Daniel Konnerth

Orgel
 
Liebe Gemeinde!
Der Karsamstag liegt zwischen den Zeiten: 
die bedrückenden Tage der Karwoche liegen hinter uns. 
Doch Ostern ist noch nicht angebrochen. 
Wir erleben die Spannung zwischen Erstarren und Neu-zum-Leben-Finden.
 
Paulus schreibt: 
Denn wir wissen, dass die ganze Schöpfung bis zu diesem Augenblick mit uns seufzt und sich ängstet. 
Die Schöpfung ist ja unterworfen der Vergänglichkeit. 
Nicht allein aber sie, sondern auch wir sehnen uns nach der Erlösung unseres Leibes. 
Denn wir sind zwar gerettet, doch auf Hoffnung. 
 
Liebe Gemeinde,
Dornröschen war ein schönes Kind. 
Können Sie sich noch an das Märchen der Gebrüder Grimm erinnern?
Eine böse Fee prophezeit: Die Königstochter werde sich im Alter von 15 Jahren an einer Spindel stechen und daran sterben. 
Eine gute Fee kann den Fluch zwar nicht aufheben, aber doch abmildern: 
Dornröschen soll 100 Jahre lang schlafen. 
Obwohl der König alle Spindeln in seinem Reich einsammeln und verbrennen lässt, geht die Prophezeiung doch in Erfüllung. 
Im Turm des Schlosses entdeckt Dornröschen eine alte Frau an einem Spinnrad und beim Versuch selbst Flachs zu spinnen, verletzt sie sich und fällt sofort in einen todesartigen Schlaf. Und mit ihr das ganze Schloss. 
König und Königin, der ganze Hofstaat, Pferde, Hunde und sogar die Fliegen an der Wand. Rings um das Schloss wächst eine riesige Dornenhecke, so dass vom Schloss bald nichts mehr zu sehen ist. 
 
Viele Prinzen kommen und versuchen vergeblich, die Dornenhecke zu durchdringen. Erst nach 100 Jahren gelingt es einem Königssohn, ins Schloss zu gelangen und Dornröschen mit einem Kuss aufzuwecken. 
In diesem Augenblick wacht auch das ganze Schloss wieder auf. Die beiden heiraten und „wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.“
 
Und was hat dieses Märchen mit Karfreitag und Ostern zu tun? werden Sie nun fragen. 
Ein Märchen, wo wir doch in dieser Zeit an den Kern unseres christlichen Glaubens erinnern: 
An die Überwindung des Todes durch Christus. 
 
Ja, ich denke, wir befinden uns in der Situation des verwunschenen Schlosses. 
Es ist ganz vom Tod umfangen. 
Dornröschen ist das Bild des liebenswerten, aber vom Stachel des Todes verwundeten Menschen. 
Wir können noch so große Anstrengungen unternehmen – die Todesspindel wird jeden und jede von uns verletzen. 
 
Und das Schloss ist das Symbol für die Welt. 
Denn nicht nur wir, die ganze Natur und Kreatur ist dem Tod verfallen.
Wir müssen sterben. Alles in der Welt ist endlich. 
Die Hecke zeigt: Der Tod in all seinen Formen hat unsere Welt fest im Griff: 
Niemand kann sich selbst vom Todesschlaf aufwecken; niemand kann sich selbst aus diesem Gefängnis befreien.
 
Das Märchen beschreibt genau die Situation in der wir uns befinden.
Wir sind vom Tod umfangen und warten voller Sehnsucht auf den Retter. 
Wir sind heute am Karsamstag am Dreh und Angelpunkt unseres Glaubens.
 
Wir glauben, dass der Königssohn, der uns befreien kann, wirklich existiert. Dass die Zeit reif ist, für den Retter, der die Dornenhecke des Todes durchdringen wird. 
Wir glauben, dass Jesus Christus, Königssohn, 
den Gott selber vom Todesschlaf auferweckt, 
auch uns aus der Macht des Todes befreit. 
Dass der Tod eben nicht das letzte Wort über uns hat. 
 
Da kommt einer, der durchdringt die Dornenhecke des Todes. 
Einer weckt uns auf. Einer schenkt uns neues Leben. 
Er ist nahe. Nur eine kleine Weile. 
Er kommt mit dem Licht der Morgensonne. 
 
Der Prinz weckt die Königstochter mit einem Kuss auf. 
Das heißt übersetzt in die Sprache unseres Glaubens: 
Die Liebe ist stärker als der Tod. 
Die Liebe vermag Erstarrungen zu lösen. 
Jesus hat diese Liebe gepredigt. 
Er hat diese Liebe gelebt. 
Viele Menschen wurden gesund davon. 
Einige sogar wieder lebendig. 
 
Wer Gottes Liebe erfahren hat, brennt darauf, sie weiterzugeben. 
Diese Liebe löst die Todesstarre. 
An unserer Liebe können andere Menschen entdecken, dass unser Glaube mehr ist als ein frommes Märchen. Amen.
 
Lied: 613 Liebe ist nicht nur ein Wort
Lied: 598 Kreuz auf das ich schaue
(Dornröschen war ein schönes Kind…)

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