
Lichtblick für den 11. April
Der Karsamstag ist, unfromm betrachtet, ein Tag der Vorbereitung des Osterfestes. Für mich gehört immer ein Hefezopf dazu. Ihn zu backen macht Spaß und ein Osterfrühstück ohne Hefezopf ist undenkbar. Aber eigentlich ist es ein Tag der absoluten Pause.
Genauer betrachtet ist es die Zeit der Grabesruhe Jesu. Wir beten im Glaubensbekenntnis ja sonntags, „hinabgestiegen in das Reich des Todes“ über den Weg Jesu zum Vater. Was kann das bedeuten?
„Nie sind wir allein, stets sind wir die Deinen“, darauf können wir vertrauen, auch in Bezug auf den Tod selbst. Es sind extreme und ängstigende Überlegungen, um die es hier geht und an die sich jeder Mensch nur mit äußerster Vorsicht herantraut. Es geht um den Ort des Todes und um unseren Weg dorthin. Es gibt viele Weisen mit dem Blick ins Dunkel umzugehen. Man kann zynisch werden: „dann ist sowieso alles aus und egal“. Oder materialistisch denken: „da ist dann nichts mehr als die ganz normale Vergänglichkeit im Kreislauf der Natur“. Man kann viel und wenig hoffen, Wiedergeburt, Aufgehen im Kosmos und Wolke 7. Was auch immer wir hoffen, glauben, träumen, was uns Angst macht und was uns wütend macht am Blick auf den eigenen Tod – Karsamstag ist der Tag, an dem wir uns vor Augen führen können, dass Jesus von Nazareth durchgestanden hat, was der Tod dem Leben antut.
Das ist eine Solidarität, die eigentlich unter allen Menschen gilt. Wir wissen voneinander, wie zerbrechlich wir sind. Leben ist kostbar und jedes Leben ist einzigartig. Und das gilt nicht nur auf der Ebene menschlicher Individualität, sondern es gilt für alles, was da ist, was existiert, was lebt.
So ist der Karsamstag ein Tag, an dem diese Zartheit und Zerstörbarkeit für einen Moment aufblitzt. Trauer ist das Gefühl, das dem entspricht. Ehrliche Trauer angesichts der Verluste, die wir immer wieder hinnehmen müssen, bis wir selbst gehen werden.
Karsamstag ist auch der Tag, in dessen tiefer Nacht Ostern anbricht. Wenn alles im Dunkeln liegt, dann kommt der Stein ins Rollen.
So ein Hefezopf, der wird aus drei Strängen geflochten. Ein Symbol für die Einheit und Dreiheit Gottes. Man kann auch einen Viererzopf flechten, dann ist noch Maria symbolisch mit integriert. Und der schwierigste Hefezopf ist der, dessen Boden ein Viererzopf bildet, darauf liegt ein Dreierzopf und oben schließt die kunstvolle Pyramide mit einer Kordel ab. Als mir dieses Kunststück einmal gelungen ist, war ich so angetan, dass ich ihn Ostern gar nicht anschneiden wollte. Er war aber auch so groß, dass man eigentlich bis Pfingsten von ihm hätte essen können.
Ihre Wiebke Köhler