Gedankensplitter zum 19. April

Sun, 19 Apr 2020 16:17:24 +0000 von Daniel Konnerth

Gedankensplitter zu Losung und Lehrtext am 19. April

Er behütete sein Volk wie seinen Augapfel.
5. Mose 32,10   

Fürchte dich nicht, du kleine Herde! Denn es hat eurem Vater wohlgefallen, euch das Reich zu geben.
Lukas 12,32   

Die heutige Losung stammt wieder aus dem Deuteronomium, dem 5. Buch Mose. Es ist ein Vers im  sog. Lied des Mose, einem sehr kunstvollem Danklied für Gottes Taten. In Psalm 17 findet man die dazugehörige Bitte: „Behüte mich wie einen Augapfel im Auge“.   

Ich bilde mir ein, dass wir im Moment durch die neuen Erfahrungen, die wir täglich machen, etwas verändert ‚aus den Augen gucken‘. Wenn ich andere Menschen treffe, dann sehe ich die Spuren der vielen Umstellungen, der veränderten Lebenssituation, der Sorgen und der Anstrengungen der vergangenen Wochen. Unsere Augen mussten einiges schlucken. Neue Begrüßungsgesten und Abstandsregeln, neue Grenzen, neues Mistrauen, auch neue Formen von Unhöflichkeit oder sogar Aggression. Und meine Augen waren regelrecht erschöpft nach der ersten längeren Sitzung am Computerbildschirm. Ich erinnere mich daran, wie die Augen einer Frau aufleuchteten, als sie am Ostersonntag in die Münsterkirche kam. Ich selbst hatte beim Anzünden eines kleinen Kelchlichtes am Altar Tränen in den Augen.   

Jesus sagt: „Das Auge ist das Licht des Leibes. Wenn dein Auge lauter ist, so wird dein ganzer Leib licht sein.“ Auch das ist eine sehr körperliche Erfahrung, wenn man allein, mit gleichgültiger Miene, dabei aber völlig entspannt, durch die Gegend stapft und dann von jemandem angesprochen wird. Und man merkt, wie sich das eigene Gesicht aufhellt und der Köper sich aufrichtet und korrespondiert: O, ein freundliches Gesicht, wie schön,  jemand will etwas von mir...!   

Das hebräische Wort für Auge lautet „Ayin“. Und der Name für einen Buchstaben des hebräischen Alphabets, ein keliger A-Laut, ist auch Ayin. Denn der Buchstabe sieht, wenn man ihn auf die Seite legt, wie ein Auge aus. Er ähnelt dann dem „Horusauge“, einem sehr weit verbreiteten Heilungs-Amulett in der ägyptischen Religion. Der dazugehörige Mythos erzählt von der Heilung des Auges des Gottes Horus, das er bei einem Götterkampf verloren hatte. 
Quelle: Köhler
Horus-Auge, Louvre, Marie-Lan Nguyen (2005)
Diese vorderorientalische Bilderwelt steckt hinter unserer Losung. Gott schützt uns vor Verletzung und Unheil. Er achtet auf uns. Wir sind, wie Jesus im Lukasevangelium sagt, Gottes kleine Herde. Ziemlich verletzbar, auf viel Unterstützung angewiesen, manchmal etwas zerzaust und ängstlich. Wir haben aber einen guten Hirten. Auch in schwierigen Zeiten, eigentlich besonders dann. Und am Ende haben wir ein Zuhause. 

Ihre Wiebke Köhler 

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