Gottesdienst aus der Münsterkirche zum Ostermontag, 13. April

Sun, 12 Apr 2020 19:25:04 +0000 von Daniel Konnerth

Glockengeläut der Münsterkirche St. Alexandri Einbeck 

Begrüßung:

Christus ist auferstanden! - Er ist wahrhaftig auferstanden!

Wir grüßen Sie herzlich, liebe Gemeindemitglieder, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, mit dem alten Osterruf, mit dem sich Christen und Christinnen durch die Jahrhunderte hindurch, in Glückszeiten genauso wie in große Krisen, frohe Ostern wünschen.  

Wir feiern Ostern: Keine Osternachtsfeier, kein Osterfrühstück in großer Gemeinschaft. Das ist ungewöhnlich für uns, aber in diesem Jahr notwendig. Es soll helfen, Not zu wenden. Es soll helfen, das für manche von uns lebensgefährliche Coronavirus einzudämmen.  

Die Not wendet sich, das Leben siegt. Das erfahren die Jünger Jesu Ostern. Der Tod hat nicht das letzte Wort. Jesus ist auferstanden. Er lebt und mit ihm die Hoffnung, dass die Bedrohungen des Lebens ein Ende haben werden. Mit ihm sehen wir über das hinaus, was jetzt das Herz schwer macht und erhoffen Zukunft für uns und füreinander. Neues Leben wird uns blühen. 

Möge die Osterbotschaft uns erreichen und uns mit Hoffnung erfüllen. Amen

Lied: Evangelisches Gesangbuch Nr. 99,1-3 „Christ ist erstanden“

Hinführung zur Lesung des Evangeliums:

Zwei Tage nach den Tod Jesu ist nichts mehr zu sehen von seiner Jüngerschar, einzeln oder in kleine Gruppen verstreut und versteckt, trauern sie; verschreckt, verstört, in Angst auch um das eigene Leben. Fast zeitgleich an verschiedene Orten, völlig unerwartet, historisch nicht fassbar, geschieht das, was sie kaum in Worte fassen können: Ihnen erscheint der auferstandene Jesus. 

Wie Kleopas und ein weiterer Jünger das erleben, erzählt Lukas so: 

Evangeliumslesung Lukas 24, 24,13-35 ( in Anlehnung an Anne Gidion, Übertragung in leichter Sprache , in „Leicht gesagt!“ 2013) 

Zwei von den Jüngern waren auf dem Weg in das Dorf Emmaus, etwa zwei bis drei Stunden Fußweg von Jerusalem entfernt. Sie sprachen miteinander über all das, was mit Jesus geschehen war. Plötzlich kam Jesus selbst hinzu und ging neben ihnen her. Aber sie erkannten ihn nicht, denn ihre Augen waren gehalten. Er fragte sie: Worüber redet ihr? Sie blieben traurig stehen. Einer von ihnen - er hieß Kleopas - antwortete: Bist du so fremd in Jerusalem, dass du als Einziger nicht weißt, was in diesen Tagen dort geschehen ist? Er fragte sie: Was denn?  Sie antworteten: Das mit Jesus aus Nazaret. Er war ein Prophet. Er hatte Vollmacht von Gott. Aber unsere Hohepriester und Führer verurteilten ihn zum Tod. Sie ließen ihn ans Kreuz schlagen.  Wir hatten gehofft, Jesus wird Israel erlösen. Heute ist schon der dritte Tag, seitdem das alles geschehen ist. Jetzt haben uns auch noch einige Frauen aus unserem Kreis haben uns in große Aufregung versetzt. Sie waren in morgens ganz früh beim Grab. Aber sie fanden seinen Leichnam nicht. Das Grab war leer. Dann haben sie Engel gesehen. Die sagten: Jesus lebt. Einige von uns gingen danach zum Grab. Es war so, wie die Frauen gesagt hatten; aber Jesus fanden sie nicht.  

Da sagte er zu ihnen: Oh ihr seid ja unverständig. Ist euer Herz zu träge, um zu vertrauen, was die Propheten gesagt haben? War es nicht notwendig, dass der Gesalbte das erlitten hat und in seinen Lichtglanz hineinging?  Und er erklärte ihnen, was in der gesamten Schrift über ihn geschrieben steht. Und begann dabei bei Mose und den Propheten. So erreichten sie das Dorf, zu dem sie unterwegs waren. Jesus tat, als wollte er weitergehen. Sie baten ihn: Bleibe bei uns; denn es wird Abend. Der Tag geht zu Ende! Er blieb. Er setzte sich mit ihnen an den Tisch. Er nahm das Brot. Er dankte dafür. Er brach es und teilte mit ihnen. Da wurden ihre Augen aufgetan und sie erkannten ihn; im gleichen Moment verschwand er. Und sie sagten zueinander: Brannte nicht unser Herz in uns, als er auf dem Weg mit uns redetet und uns den Sinn der Schriften erklärte? Noch in derselben Stunde standen sie auf und kehrten nach Jerusalem zurück. Dort kamen sie zu den anderen Jüngern und Jüngerinnen. Diese sagten: Der Herr ist wirklich auferstanden und ist dem Simon erschienen. Und die Beiden erzählten, was auf ihrem Weg geschehen war und wie er beim Brotbrechen von ihnen erkannt wurde. 

Lied:  Evangelisches Gesangbuch Nr. 116, Vers 1 „Er ist erstanden, Hallejuja“ 

Kurzpredigt

Jesus ist auferstanden. Das klingt unglaublich. Für die Menschen damals genauso wie für uns heute. Es sprengt ihr Wirklichkeitsverständnis.  Etwas Neues geschieht mit ihnen, was sie nicht für möglich hielten.  

Lukas schreibt: Die Jünger können den auferstandenen Jesus zunächst nicht erkennen, weil ihre Augen gehalten sind. Sie können nicht über das hinausblicken, was geschehen ist. 

Das kenne ich. Mir ging es ähnlich, als meine Mutter auf der Palliativstation starb. Ich sah kaum, was im Alltag um mich herum geschah. Es brauchte Zeit, um wieder darüber hinauszublicken. 

Die Augen gehalten: dazu gibt es zur Zeit viele Anlässe. Mir gehen die aktuellen Bilder von Intensivstationen nicht aus dem Kopf. Menschen verborgen hinter Apparaten und Schläuchen – ohne jemanden an ihrer Seite, der die Hand hält. 

Mir gehen auch die Bilder nicht aus dem Kopf von Kindern an den Grenzzäunen Europas, barfuß, zwischen Müllsäcken spielend, unter improvisierten Zeltplanen auf den Boden schlafend. 

Die Augen gehalten: das kann durchaus sinnvoll sein, zumindest in dem Sinn, dass wir Leid überhaupt bereit sind zu sehen; Leid wahrnehmen - als wahr gelten lassen - und uns zu Herzen nehmen, was uns und anderen geschieht. 

Jesus macht das in der Begegnung mit den Jüngern so. Er lässt sie von ihrem Erschrecken und ihrer Trauer erzählen. Er hört ihnen geduldig zu. 

Um dann ihren Blick behutsam über ihren aktuellen Horizont hinauszuheben, damit sie das Neue sehen können - über den Schrecken, die Not, den Tod hinaus.  

Und mit ihrem Herzen begreifen:  Die Liebe Jesu ist nicht tot zu kriegen. Sie steht immer wieder neu auf. Sie knüpft an das an, was sie mit Jesus schon war: das Brotbrechen, das Teilen, das gegenseitige Einladen und Beherbergen. 

Indem wir es tun, lebt Christus unter uns auf. 

Wir feiern Ostern. Wir vertrauen und hoffen: Christus ist auferstanden. Mit ihm sehen wir über den Tod hinaus. Wir sehen neues Leben. 

Schon jetzt, auch in den aktuellen Krisen unserer Zeit, wird es sichtbar in den Vielen, die aufstehen und Zeichen des Lebens schenken: Fürsorge, Pflege, Einsatz zum Leben für andere. 

Schon jetzt wird es erfahrbar, wenn mir Menschen, die dem Tod nahe sind, sagen: Meine Angst hält sich in Grenzen, ich bin gespannt, was kommt. 

Auferstehung mitten im Leben.

Die Splitter, die wir Karfreitag in das Kreuz gelegt haben – alle die Verletzlichkeiten des Lebens, unsere Sorgen, Nöte und Ängste-  bei Christus sind sie aufgehoben, bei dem, über den der Tod nicht mehr herrscht. 

So hoffen und vertrauen wir, dass für uns durch die Kraft der Auferstehung das Leben neu erblüht und über das Gestern hinauswächst. 

Dem Tod zum Trotz feiern wir das „unverlässliche Leben“ – wie es Rose Ausländer in einem ihrer Gedichte ausdrückte. 

Es ist unverlässlich, denn ich weiß nicht was kommen wird. Aber es verlässt mich nicht, denn es hat Ursprung und Ziel in Gott. Ich bin nicht verlassen. Selbst im Tod nicht. 

Ostern sehen wir auf das, was an Gutem schon jetzt aufblüht und nehmen es als Zeichen dafür, dass Gott Neues mit uns vorhat, Leben aufblühen lassen will – uns auch in dieser Krisenzeit das finden lässt, was wir gegenseitig zum Leben brauchen und was zum Leben hilft, Perspektive hat, Mitmenschlichkeit statt Eigennutz, Ehrfurcht vor dem Leben statt Abwertung des Lebens. Ein neues Leben wird uns blühen. Frohe Ostern. 

Lied:  Evangelisches Gesangbuch 116,2 „Er ist erstanden, Hallejuja“ 

Kreuzbegrünung  und Gebet 

Das Osterfest zeigt mir:  

Das, was uns Leben dunkel macht, muss nicht das letzte Wort haben. Das Reich der Gewalttäter, die Jesus ans Kreuz schlugen, ist kurze Zeit später in sich zusammengebrochen. Die Botschaft der Auferstehung, die Liebe Christi überdauert. Zeichenhaft lassen wir die Osterfreude in das Kreuz hineinwachsen: 

Wir danken dir, Christus, du lässt das Leben neu erblühen. 

Wir danken für alle Hoffnungszeichen.

Wir danken dir für Menschen, die uns freundlich begegnen und uns unterstützen.

Wir danken für die Menschen, die andere pflegen, umsorgen, heilen

Wir danken für ermutigenden Worte und Gesten.

Wir danken für die, jetzt in den Flüchtlingslagern Hoffnung und Perspektiven schenken 

Wir danken für alle, die aufstehen für das Leben. 

Wir danken dir, Christus, du lässt das Leben neu erblühen. 

Vater unser im Himmel
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
und die Kraft und die Herrlichkeit
in Ewigkeit. Amen. 

Segen:  

Seien Sie gesegnet durch Jesus Christus mit österlicher Freude:

Der HERR segne dich und behüte dich; der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig; der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden. Amen

Orgelvariation zu EG 99 

Zum Anzeigen von Videos bitte auf den Button klicken. Durch das Aktivieren von Videos werden Daten an Youtube bzw. Vimeo übermittelt und du nimmst deren jeweilige Datenschutzerklärung an. Die Links dazu findest du in unserer Datenschutzerklärung.

Bestätigen

Bist du sicher?