
© Ebbrecht
Ein Gastbeitrag zum Tage von Pastor i. R. Dr. Günter Ebbrecht, Einbeck:
Am heutigen 9. April jährt sich zum 75. Mal der Todestag Dietrich Bonhoeffers, sein Tod im KZ Flossenbürg durch Erhängen. Zeitgleich wurde aller Wahrscheinlichkeit sein Schwager Hans von Dohnanyi im KZ Sachsenhausen ermordet. Wenige Wochen später wurden sein Bruder Klaus und sein Schwager Rüdiger Schleicher in der Nacht vom 22./23.April 1945 von einem SS-Kommando hinterrücks in der Nähe des Lehrter Bahnhofes (heute Hauptbahnhof) in Berlin erschossen. Auf dem Dorotheenstädter Friedhof befindet sich das Grab der am 23. April in der Nähe des Friedhofes erschossenen Mitglieder der Familie Bonhoeffer und der Erinnerungsort an jene, die kein Grab haben, weil ihre Leichen verbrannt und die Asche verstreut wurde. Denn die Ermordeten sind nicht nach dem Krieg erschossen worden sondern kurz vor dem Ende des 2. Weltkrieges.
In diesem Jahr fällt der 9. April auf den Gründdonnerstag, dem Vortag des Karfreitages, der Nacht nach dem letzten Pesachmahl Jesu mit seinen Freunden auf dem Weg über Gethesmane zum Kreuz.
Dietrich Bonhoeffer erinnert in einem seiner entscheidenden Briefe, geschrieben am 21.7.1944, einen Tag nach dem gescheiterten Attentat auf Hitler durch Stauffenberg, an diesen Ort und an dieses Geschehen. Im Rückblick auf sein Leben im Angesicht des wahrscheinlichen Todes schreibt er:
"Später erfuhr ich und ich erfahre es bis zur Stunde, daß man erst in der vollen Diesseitigkeit des Lebens glauben lernt. Wenn man völlig darauf verzichtet hat, aus sich selbst etwas zu machen
- sei es einen Heiligen oder einen bekehrten Sünder oder einen Kirchenmann (eine sogenannte priesterliche Gestalt), einen Gerechten oder einen Ungerechten, einen Kranken oder einen Gesunden
- und dies nenne ich Diesseitigkeit, nämlich in der Fülle der Aufgaben, Fragen, Erfolge und Mißerfolge, Erfahrungen und Ratlosigkeiten leben,
- dann wirft man sich Gott ganz in die Arme, dann nimmt man nicht mehr die eigenen Leiden, sondern das Leiden Gottes in der Welt ernst, dann wacht man mit Christus in Gethsemane, und ich denke, das ist Glaube, das ist Metanoia (dt. Umkehr), und so wird man ein Mensch, ein Christ....
Ich bin dankbar, daß ich das habe erkennen können und ich weiß, daß ich es nur auf dem Wege habe erkennen können, den ich nun einmal gegangen bin. Darum denke ich dankbar und friedlich an Vergangenes und Gegenwärtiges." (DBW 8, 542).
In seinem letzten Gedicht 'Von guten Mächten wunderbar geborgen...' findet sich in der 3. Strophe ein Anklang an diesen Moment im Leben Jesu, an Gethsemane:
„Und reichst Du uns den schweren Kelch, den bittern,
des Leids, gefüllt bis an den höchsten Rand,
so nehmen wir ihn dankbar ohne Zittern
aus Deiner guten und geliebten Hand.“
Hier ein Link zu einem Gottesdienst aus Anlass des 70. Jahrestages der Ermordung von Mitgliedern der Familie Bonhoeffer im April 1945 am 19.7.2015 um 18.00 Uhr in der Marktkirche St. Jacobi in Einbeck, entworfen und verfasst von Pastor i.R. Dr. Günter Ebbrecht, Einbeck:
https://www.dietrich-bonhoeffer.net/gottesdienst-andacht/familie-bonhoeffer-im-widerstand/
https://www.dietrich-bonhoeffer.net/gottesdienst-andacht/familie-bonhoeffer-im-widerstand/
Und hier ein Link zu einem Aufsatz von Dr. Ebbrecht: „Erinnerung an Dietrich und Klaus Bonhoeffer, Hans von Dohnanyi und Rüdiger Schleicher“:
https://www.dietrich-bonhoeffer.net/bonhoeffer-aktuell/bonhoeffer-einzelmeldung/news/erinnerung-an-dietrich-und-klaus-bonhoeffer-hans-von-dohnanyi-und-ruediger-schleicher/?tx_news_pi1%5Bcontroller%5D=News&tx_news_pi1%5Baction%5D=detail&cHash=f02d80f8db5992e7a9fc4b3b25cc4550
https://www.dietrich-bonhoeffer.net/bonhoeffer-aktuell/bonhoeffer-einzelmeldung/news/erinnerung-an-dietrich-und-klaus-bonhoeffer-hans-von-dohnanyi-und-ruediger-schleicher/?tx_news_pi1%5Bcontroller%5D=News&tx_news_pi1%5Baction%5D=detail&cHash=f02d80f8db5992e7a9fc4b3b25cc4550