
Gedankensplitter zu Losung und Lehrtext am 20. April
Der HERR sprach: Dazu habe ich Abraham auserkoren, dass er seinen Kindern befehle und seinem Hause nach ihm, dass sie des HERRN Wege halten und tun, was recht und gut ist. 1. Mose 18,19
Befreit von der Sünde und in den Dienst Gottes gestellt, habt ihr die Frucht, die Heiligung schafft, und als Ziel ewiges Leben. Römer 6,22
In dieser Woche, am 23. April, beginnt der Ramadan. Es ist der islamische Fastenmonat. Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang wird sehr streng gefastet. Es gibt allerdings auch viele, gut begründete Ausnahmen. Der Ramadan richtet sich nach dem Mondkalender und wandert, immer um elf Tage versetzt, rückwärts durch die Jahreszeiten. Im Moment müssen die Gläubigen also tagsüber ziemlich lange durchhalten. Zu Beginn geht die Sonne um 6:15 auf und um 20:31 unter. Am 23. Mai geht sie um 5:29 auf und um 21:14 unter. Nach Sonnenuntergang darf man wieder gut und gerne essen, der Ramadan ist ein Groß-Familienereignis mit vielen Treffen untereinander.
Der Ramadan wird unter Corona-Bedingungen zu einer traurigen Erfahrung werden. So wie die Juden Pessach ohne Familientreffen am Seder-Abend haben feiern müssen und die Christen nicht in der Karwoche und an Ostern ihre Gottesdienste feiern konnten.
Wir alle sind Abrahams und Saras Kinder: Jüdinnen und Juden, Christinnen und Christen, Muslimas und Muslime. Und wie in jeder Familie gibt es unter den Geschwistern Konflikte. Zum Beispiel um die Rollenverteilung. Wer ist die große, vernünftige Schwester, wen liebt die Mutter am meisten, wer geht immer seine eigenen Wege, wer möchte das schwarze Schaf sein?
Abraham und Sara haben es auch nicht einfach miteinander, es gibt zwei Söhne, der ältere, Ismael, stammt von der Sklavin Hagar, er verlässt erbost die Familie, den Sohn Isaak bekommt Sara, als sie schon lange nicht mehr damit gerechnet hatte. Insgesamt ein ganz normales Familienchaos. Und trotzdem ist Abraham der Stammvater einer unglaublichen Geschichte des Segens und der Hoffnung auf Heil.
Man kann auch anders auf die abrahamitischen Religionen blicken. Sie haben sich bei weitem nicht immer auf den in der Losung angesprochenen Wegen des Herrn befunden und die Weltgeschichte ist bis in unseren Alltag voll von Beispielen, in denen Gläubige ungerecht und schlecht gehandelt haben.
Auch wir müssen unser Teil zur Glaubwürdigkeit Abrahams und seiner Nachkommen beitragen. Es gilt der 1. Vers des 133. Psalms: „Siehe, wie fein und lieblich ist's, wenn Brüder einträchtig beieinander wohnen!“ Diesen Vers konnte man mit ironischen Untertönen manchmal bei Streitereien am Abendbrottisch hören, und meine Schwester und ich haben sich dann zurückgelehnt und gesagt: „Stimmt, wir sind sowieso immer nett!“
Für die großen Konflikte reicht das nicht. Da fehlt noch auf allen Seiten, an alle Fronten viel an Befreiung von der Sünde und den Früchten der Heiligung.
Ihre Wiebke Köhler
