
Gedankensplitter zu Lesung und Lehrtext am 17. April
Sei mir ein starker Hort, dahin ich immer fliehen kann, der du zugesagt hast, mir zu helfen.
Psalm 71,3
Psalm 71,3
Der Herr wird mich erlösen von allem Übel und mich retten in sein himmlisches Reich.
2. Timotheus 4,18
2. Timotheus 4,18
Allein am Schreibtisch vor dem Computer und umstellt von Losung und Lehrtext kann man viel erleben, wenn man erst einmal anfängt zu googlen... zum Beispiel den Begriff „Eskapismus“: Damit ist eine besondere Art von Weltflucht beschrieben, also etwa wenn man von 3sat auf ZDF umschaltet, um beim Bügeln Rosamunde Pilcher zu sehen. Dem Wikipedia-Artikel kann man übrigens entnehmen, dass das Wort aus dem „Vulgärlateinischen“ stammt und darin das Wort „Cappa“ enthalten ist, die Ordensmütze. Jemand wirft seine Ordensmütze weg. Es ging also zunächst um die Flucht aus einem Kloster. Gut auch der Hinweis auf ein Buch von Peter Handke zum Thema mit dem Titel: „Ich bin ein Bewohner des Elfenbeinturmes (1972)“. 2020 können wir alle getrost dasselbe behaupten.
Es gibt eine Hitliste der besten Medien, die den Eskapismus unterstützen: Altmodisch sind Krimis und leicht zu lesende Unterhaltungsliteratur, in der Küche hilft ein Radio, gerade noch im Rennen liegt der Fernseher, aber das Internet schlägt alles bisher Dagewesene.
Es fällt auf, dass in der Losung für heute Gott nicht ausdrücklich genannt, sondern einfach vorausgesetzt wird. Und dass die Losungsmacher die Anrede nicht ergänzt haben, ist voll tiefer Weisheit, denn Gott ist kein Medium des Eskapismus. Er ist für uns alternativlos, sich an ihn zu wenden, ist das einzig Mögliche. Glaube stiftet immer diesen Vertrauensvorschuss, der sich über die Lebenszeit selbst hinaus erstreckt.
In unserer aktuellen Situation gibt es viele Brennpunkte, in denen Menschen sich in diesen beiden Versen wiederfinden können. Wer an einem schweren Verlauf von Covid19 leidet, ringt um seinen Atem und mit seiner Angst. Wer als Pflegepersonal und als Mediziner*in sich um schwerkranke Menschen kümmert, hat immer vor Augen, was droht, wenn man sich ansteckt. Angst und Existenzsorgen brechen im Moment bei allen Menschen immer mal wieder auf, besonders abends.
Ein Lieblings-Abendlied von mir ist – neben der unangefochtenen Nr. 1, dem MOND – das Lied „Abend ward, bald kommt die Nacht...“ Dort heißt es: Jesus Christ, mein Hort und Halt, dein gedenk ich nun, tu mit Bitten dir Gewalt, bleib bei meinem Ruh‘n. Das ist genau die Situation.
Woher wusste die Losungskommission das, damals vor zwei Jahren?
Ihre Wiebke Köhler
